Neue Stiefel kaufen oder die alten neu besohlen lassen? Vor der Entscheidung stand jeder, der seine Sohlen (fast) durchgelaufen hatte. Ein wichtiger Faktor wird dabei der Preis gewesen sein, und wenn in einer Anzeige Preise genannt wurden, dann war es ein Indiz, dass sie unter den ortsüblichen Tarifen lagen.
Die Anzeige aus der Brookstraße rief Bergedorfs Vereinigte Schuhmacher auf den Plan, die massiv davor warnten, auf das Angebot einzugehen: nicht nur, weil es von einem Sattler kam und nicht von einem Schuster, sondern auch, weil es zu billig war: gutes Material und gute Handwerksarbeit verlangten nach höheren Preisen.
Leider verriet Bergedorfs Schuhmacherverein nicht, was das Stiefelbesohlen bei einem der Vereinsmitglieder kostete – wahrscheinlich war das nicht nötig, weil alle den selben vereinbarten Preis forderten (und deshalb ärgerte sie ein Seiteneinsteiger wie der Sattler aus der Brookstraße ganz besonders).
In mehreren Anzeigen wurden Preise für neues Schuhwerk genannt: im Kaufhaus Biebler gab es Herrenstiefel aus Leder von 9,75 bis 22,50 Mark, bei Frank & Nielsen von 7,75 bis 10,75 Mark (BZ vom 3. Oktober und 3. November). Ob Neidhardts Stiefel aus Leder waren ist offen, und für Qualitäts- und Haltbarkeitsvergleiche ist es zu spät.
Übrigens wurden seit einiger Zeit von einem damaligen Reifenhersteller Gummiabsätze empfohlen (BZ vom 16. September). Eine andere Neuerung aus den USA konnte sich trotz erheblicher Preisvorteile nicht durchsetzen: „Da hat sich nun neuerdings gezeigt, daß man die Haut gewisser Fische durch ein technisches Verfahren in ein Leder umwandeln kann, das die bisher bekannten Arten in mancherlei Hinsicht zu ersetzen vermag.“ Explizit als geeignet genannt wurde der Haifisch (BZ vom 30. November).



