Das Verschwinden der Berge aus der Marsch

Bergedorfer Zeitung, 22. Oktober 1925

Links im Bild: ein Heuberg, Ansichtskarte gelaufen 1913

Er war einer der letzten seiner Art, der Heuberg auf der Kirchwärder Norderseite: Sturm, Regen, Feuerkasse und Behörden sorgten für das Verschwinden.

Hauswissenschaftlich korrekt (so Rolf-Jürgen Grote, S. 50) wäre die Bezeichnung „Sechsrutenberg“. Im Mittelalter wurden diese Konstruktionen als „Kornberge“ bezeichnet, da sie zur Lagerung von ungedroschenem Getreide genutzt wurden, später zunehmend für Heu, woraus dann die Bezeichnung „Heuberg“ entstand.

Als zum Bergedorfer Schloss noch eine Landwirtschaft gehörte, gab es dort zwei solche „Berge“, die Hans Frese auf seiner Bergedorf-Karte von 1593 deutlich dargestellt hat (Online-Link zu einer Reproduktion). In den Vierlanden und den Marschlanden waren sie weit verbreitet – kaum ein Bauernhof kam ohne aus, manche hatten zwei, wenn der Dachraum des Hufnerhauses nicht alles Getreide fassen konnte. (Ein Pastellbild des Bergedorfers Karl Bohnsack zeigt eine Hofanlage mit zwei Bergen und ist bei Ernst Finder, S. 279ff. wiedergegeben.)

Der Vorteil der offenen Lagerung im Berg war, dass das Erntegut dort nachtrocknen konnte – nachteilig war, dass es auch hineinregnen konnte, die Höhenverstellung der Kappe mittels des „Bargspills“ hohen Arbeitsaufwand erforderte (hierzu detailliert Ernst Finder) und die ganze Konstruktion keine hohe Lebensdauer hatte.

Das Verschwinden der Berge lag aber auch an ihren Strohdächern, für die die Feuerkasse hohe Prämien verlangte – und an den Behörden, die 1870 den Bau neuer und den Wiederaufbau kollabierter Berge untersagt hatten.

Der letzte in der hiesigen Marsch verbliebene Berg steht seit 1954 in Curslack, nachdem er an seinem früheren Standort in Allermöhe zusammengebrochen war, wie es in einer Schrift über das Freilichtmuseum Rieck-Haus heißt.

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