Zimmer waren gesucht in Bergedorf, wie die Anzeigen belegen. Bei denen, die ein möbliertes Zimmer suchten, kann man unterstellen, dass sie bis dahin keinen eigenen Hausstand gehabt hatten und sich so vom Elternhaus lösen wollten. Das Ehepaar, das wohl Möbel besaß, hätte sicher lieber eine eigene Wohnung bezogen, doch das verhinderte der Wohnungsmangel.
Die Einwohnerzahl wuchs beständig, von knapp 16.000 im Jahre 1919 auf nun rund 17.000, wie Stadtbaumeister Rück darlegte: 3.160 Menschen lebten in „Kleinstwohnungen“, eine große Anzahl von Wohnungen sei „minderwertig“, und bis zu drei Familien mussten sich eine Wohnung teilen, die vielleicht noch nicht einmal an die Abwasserkanalisation angeschlossen war und nur über einen Abort hinter dem Haus verfügte (BZ vom 28. Oktober 1922). Wohnungsneubau gab es kaum (BZ vom 26. November 1920, siehe auch den Beitrag zu den Wohnverhältnissen).
Über allem wachte der Amtliche Wohnungsnachweis, wie im Beitrag zu den Zwangseinquartierungen geschildert: seine Zustimmung zur Untervermietung und zur Miethöhe war erforderlich (BZ vom 27. Juli 1922).
Und wenn jemand eine Wohnung besaß und lediglich eine größere oder kleinere oder in anderer Lage suchte, so ging das nur im Wege des Tausches – dem natürlich der Wohnungsnachweis zustimmen musste, auch wenn jemand von Hamburg nach Bergedorf (oder umgekehrt) ziehen wollte. Wer dabei nichts attraktives zu bieten hatte, hatte schlechte Karten.
Ob der Brasilien-Rückkehrer und sein Vater in Bergedorf fündig wurden? Am Geld dürfte ein Kauf jedenfalls nicht gescheitert sein.