Promenieren beim Promenadenkonzert?

Bergedorfer Zeitung, 4. Juli 1925

Wie verhält man sich richtig bei einem Promenadenkonzert? Darüber gab es in Bergedorf unterschiedliche Vorstellungen: die einen meinten, man stehe dabei still und lausche der Musik.

Das sei „eine Eigentümlichkeit des Bergedorfer Publikums“ (BZ vom 8. August), kritisierten die Berichterstatter der Bergedorfer Zeitung in mehreren Artikeln: zu einem Promenadenkonzert gehörte das „zwanglose Promenieren und Flanieren“ (BZ vom 30. Juli), aber die Bergedorfer verharrten auf dem einmal eingenommenen Platz, blockierten die schmalen Wege, bis die Musik vorüber war, und verhinderten so das musikalisch begleitete Lustwandeln in landschaftlich schöner Umgebung.

Der Zierbrunnen in den Knickanlagen (ca. 1913)

Die (kostenlosen) Konzerte waren so beliebt, dass die nach Hunderten zählende Zuhörerschaft sich auch auf die Rasenflächen in den Knickanlagen stellte und dabei den Rasen „erbarmungslos niedertrampelte“ (BZ vom 30. Juli) – also schaute man nach alternativen Flächen: das Schießtal war gut geeignet (BZ vom 26. Juni und 15. Juli), aber es lag recht weit entfernt vom Zentrum. Die BZ nannte Alternativen: den Mohnhof und den Brink. Auf dem Mohnhof werden Flächenansprüche und Lärm des Verkehrs den Musikgenuss nahezu unmöglich gemacht haben, am Brink gab es im August ein Konzert, das wegen eines Gewitterregens abgebrochen wurde, und anlässlich der Verfassungsfeier ein weiteres (BZ vom 8. und 12. August). Die Freiluft-Konzertsaison fand ihren Abschluss bei der Gartenbauausstellung im künftigen Bergedorfer Rathauspark mit „behaglichem Promenieren beim Konzert der Marine-Kapelle“ (BZ vom 1. bis 4. September).

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