Man nennt sie die Rennpferde des kleinen Mannes, die Brieftauben: 325 Kilometer bei Gegenwind in Sturmstärke schaffen nur diese Vögel in sechs Stunden – von ihnen aber auch nur die besten.
Der Brieftaubensport war vor hundert Jahren weit verbreitet: an dem Wettflug von Frankfurt/Oder nach Hamburg nahmen 3.850 Tauben der „Groß-Hamburger Reisevereinigung“ teil. Der Bergedorfer Brieftaubenverein „Courier“ (auch „Kurier“ geschrieben) beteiligte sich 1925 mit ungefähr 300 Vögeln von etwa 20 Mitgliedern an neun Wettflügen (BZ vom 18. April), und er hatte beachtliche Erfolge zu verzeichnen. Die Freude über die guten Platzierungen bei dem Flug Frankfurt-Hamburg war aber stark getrübt, weil die Hälfte der Tauben das Ziel nicht am selben Tag erreichte. Bei einem weiteren Wettflug (ab Sprottau) war die Ausfallquote noch dramatischer, doch die Bergedorfer lagen wieder mit an der Spitze (BZ vom 11. Juli). Am Saisonende hatten sie sich hinter Wandsbek und Altona den dritten Platz der Groß-Hamburger Meisterschaft gesichert (BZ vom 11. August).
Der Verlust von Tauben war für die Besitzer und Züchter nicht nur schmerzlich, er war auch teuer, denn es wurden hohe Preise gezahlt, wie man bei Wikipedia und auf einer Seite von Brieftauben-Historikern erfährt, sodass die 3.500 Vereine in Deutschland (BZ vom 4. September) versuchten, Verluste durch Raubvögel und Jäger zu minimieren.