Nicht alle waren begeistert von dem Plan: einer der alten Elbarme in der Landherrenschaft Bergedorf, die Gose Elbe, sollte „abgeschleust“ werden, der andere, die Dove Elbe nicht, der eine also vor Tideeinfluss und Sturmfluten bewahrt werden, der andere nicht.
Für die Gebiete, die hinter der geplanten „Reitschleuse“ zwischen Reitbrook und Ochsenwärder lagen, waren die Vorteile evident: dort konnte eine Sturmflut den Deichen nichts mehr anhaben, die landwirtschaftlichen Kulturen auf dem außendeichs gelegenen Land waren vor Überschwemmungen geschützt, und die im Zuge der geplanten Entwässerung erforderlichen Pumpwerke konnten (außer bei Starkregenereignissen) verlässlich in die Gose Elbe ableiten, was wiederum auch die Binnenländereien verbesserte.
Es war nicht Missgunst, die vor allem die Neuengammer, Allermöher und Tatenberger zum Protest trieb – sie befürchteten negative Folgen für ihre Gebiete. In Curslack und Neuengamme herrschte zusätzlich Verärgerung, weil ein früheres Planungsstadium auch für die Dove-Elbe den Bau einer Schleuse vorgesehen hatte: im Mai 1913 hatte der Senat die „Regulierung der Dove- und der Gose-Elbe“ bei der Bürgerschaft beantragt – mit dem Neubau noch einer weiteren Schleuse. Das Konzept enthielt folgende Punkte:
Diese Planungen wurden nun schrittweise umgesetzt: nach Simone Vollstädt (S. 28) entstand die Reitschleuse 1925, die „Krapphofschleuse“ zum Schleusengraben nach Bergedorf 1930 – beide sind auf der Karte der Vierlande (online) eingezeichnet, die Dove-Elbe-Schleuse noch nicht. Sie wurde 1934 gebaut.
Reit- und Dove-Elbe-Schleuse sind heute nicht mehr in Betrieb, sondern dauernd geöffnet; sie wurden durch den Bau der Abdämmung und der Schleuse in Tatenberg (1952) weitgehend ihrer Funktion beraubt. Das wird wohl auch (vorerst?) so bleiben, denn die im Beitrag zur Elbvertiefung genannte diskutierte Wiederöffnung der Dove-Elbe zur Strom-Elbe scheint sich erledigt zu haben. Behördenplanungen und -ideen haben aber manchmal eine sehr hohe Lebenserwartung.
Anmerkung: der im Artikel oben genannte Oberbaurat Osteroth hieß korrekt Heinrich Osterath – der später nach ihm benannte Deich hinter der Gose-Elbe-Schleuse durchzieht den westlichen Teil Kirchwärders.