Der vielfältig genutzte Sander Wasserturm

Bergedorfer Zeitung, 4. Mai 1921

Bergedorfer Zeitung, 4. Mai 1921

Der 1907 erbaute Sander Wasserturm erfüllte viele Funktionen für die Gemeinde: er versorgte sie nicht nur mit Wasser, er enthielt drei Wohnungen, diente als Aussichtsturm und bot Raum für Gastronomie (siehe hierzu und zum folgenden das vom Kultur- und Geschichtskontor Bergedorf herausgegebene Buch Wasser für Sande).

Die Neuverpachtung war offenbar nicht ganz einfach gewesen: auf eine erste Ausschreibung folgte vier Wochen später eine zweite (BZ vom 1. Februar und 5. März), und diese war erfolgreich. Ob es sich bei Walter Petersen wirklich um einen (erfahrenen) Gastwirt handelte, ist nicht sicher: die Hamburger Adressbücher jener Jahre verzeichnen für Sande nur einen Maschinenschlosser dieses Namens.

Die Bedingungen für ein Ausflugslokal waren ideal – die Höhe der Aussichtsplattform von 71 Metern über dem Meeresspiegel ermöglichte Blicke weit ins Land hinaus und bis nach Hamburg, die ruhige Lage im Wald wird ebenfalls Besucher angelockt haben.

Bergedorfer Zeitung, 30. Juli 1921

Aber was bei schönem, warmem Wetter ein Vorteil war, war ein Nachteil bei anderen Wetterlagen, besonders in den Wintermonaten, und so warb der Wirt Ende Juli ein letztes Mal für seine Angebote. Ob er im Herbst dann bis zum nächsten Frühjahr die Tür verschlossen hielt, ist unbekannt, aber nicht unwahrscheinlich. Andere Ausflugslokale wie die „Fernsicht“ zwischen Sande und Boberg, der „Heckkathen“, das „Billtal“ oder das „Waldhaus“, hatten weitaus größere Räume und kompensierten in der kälteren Jahreszeit mit Kegeln, Preis-Skat, Tanzkränzchen und Bällen sowie mit Vereinsfestlichkeiten. Das alles war im Wasserturm nicht möglich – vielleicht ging Petersen, wenn er denn der Maschinenschlosser war, in diesen Monaten wieder seinem anderen Beruf nach.

 

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