Honigende Bäume und ein überraschtes Liebespaar

Bergedorfer Zeitung, 20. April 1921

Das Partizip „honigend“, das von einem Verb „honigen“ hergeleitet sein müsste, ist in keinem der gängigen Wörterbücher der deutschen Sprache verzeichnet, auch nicht in den online eingesehenen Verzeichnissen von Fachbegriffen, aber in dem Zusammenhang des Artikels erschließt sich die Bedeutung gleich: wenn Imker die Forderung nach honigenden Ersatzpflanzungen für gefällte Bäume erheben, muss es sich um bienenfreundliche Bäume handeln, an denen Bienen Nektar und Pollen in reichem Maße vorfinden – eine Liste solcher Gewächse findet man auf einer Seite des Deutschen Imkerbunds.

Es gab damals also eine Ortsgruppe Bergedorf-Sande des Bienenzuchtvereins für Hamburg und Umgegend; der zweite Vorsitzende des Gesamtvereins war der Lehrer Franz Bathke aus Sande (BZ vom 14. Februar 1921 und Bergedorfer Adressbuch 1915). Aus diesem ging der Imkerverein Bergedorf und Umgebung e.V. hervor, der 1919 als sein Gründungsjahr angibt. Die Landherrenschaft wusste die Tätigkeit der Imker zu schätzen und rief zur Bestellung von Bienenzucker auf (BZ vom 8. März 1921). Heute ist die Wertschätzung staatlicher Stellen nicht geringer: der Landesverband Schleswig-Holsteinischer und Hamburger Imker gibt einen Brief der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft wieder, wonach die Imkerei „unzweifelhaft der Kritischen (sic) Infrastruktur ‚Ernährung‘ zuzuordnen“ ist.

BZ, 27. Juli 1921

Bienen wissen sich im Notfall zu wehren – ein Imker aus Sande fühlte sich genötigt, mit wehrhaften Mitteln seine Völker und Stöcke gegen weitere Diebstähle zu verteidigen. Honig war halt begehrt.

 

 

Bergedorfer Zeitung, 20. April 1921

Wehren musste sich auch der männliche Teil eines Liebespaares im Schlosspark – gegen einen falschen Polizisten, aber wahrscheinlich haben alle drei Beteiligten den Vorfall ohne schwerere Folgen überstanden, auch der Übeltäter, denn in der Zeitung tauchte er nicht wieder auf.

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