Man kann die Anwohner der Augustastraße, die diesen Leserbrief zeichneten, durchaus verstehen: die Verwechslung von Straßennamen kann im wahrsten Sinne des Worts irreführend sein, und wenn nur ein kleines a den Namensunterschied ausmacht, kann man da schon etwas durcheinandergeraten.
Die Augustastraße führt als Verlängerung der Ernst-Mantius-Straße in das höhergelegene Villengebiet – die noch kürzere Auguststraße zweigte von der Wentorfer Straße in Richtung Villengebiet ab. Beide Straßen sind in der Karte 1904 verzeichnet; die ältere scheint die Auguststraße gewesen zu sein, denn in der Karte 1875 ist nur sie eingezeichnet, wenn auch namenlos. Zwischen den Straßen liegen etwa 900 Meter Fußweg, was eine „reichlich halbstündige Verspätung“ durch Verlaufen als Ausrede erscheinen lässt.
Dem Wunsch, den die Augustastraße „schädigenden Namen umändern zu wollen“, tat die Stadt Genüge: überraschend schnell erfolgte die Umbenennung der Auguststraße in „Klaus-Groth-Straße“; der Vorschlag, „frühere verdiente Männer unserer Stadtvertretung“ durch die Straßenneubenennung zu ehren, fiel durch: allesamt waren sie dem bürgerlichen Lager der Kaiserzeit zuzurechnen, was den regierenden Sozialdemokraten nicht gefiel, und so kam man auf die unpolitisch-niederdeutsch-literarische Lösung Klaus Groth.
1949 erhielt die kleine Straße wiederum einen anderen Namen, wahrscheinlich um Verwechslungen mit der gleichnamigen Klaus-Groth-Straße im Hamburger Stadtteil Borgfelde auszuschließen. Seitdem gibt es hier den Sellschopstieg, der an den früheren Bürgermeister Jürgen Sellschop (1670-1735, siehe Bergedorfer Personenlexikon, S. 184; zum Straßennamen siehe Lichtwark Nr. 5, 1. Jg. 1919, S. 14) erinnert. So kam dann doch noch die Kommunalpolitik zu Ehren.