Verhasste und beliebte Vögel

BZ, 3. März 1921

Aus Sicht der Brieftaubenfreunde war es legitim, für den Abschuss von Vögeln der hier genannten Arten eine Geldprämie zu zahlen: Tauben gehören zu den Beutetieren dieser „Räuber“. Die höchste Belohnung gab es für die auf die Vogeljagd spezialisierten Wanderfalken beider Geschlechter; bei Habichten und Sperbern wurde für Weibchen viel mehr gezahlt, da die kleineren Männchen kleinere Beute den Tauben vorziehen.

Der Abschuss der genannten Vogelarten war auch legal: nach dem Vogelschutzgesetz von 1908 (v.a. §§ 1, 3 und 8) waren die meisten Tagraubvögel „vogelfrei“, durften also ganzjährig und ohne jegliche Einschränkung bejagt werden; die Vorschriften zu Schonzeiten, Nestern, Eiern und Nestlingen galten nur für Adler, Turmfalken, Bussarde und Rote Milane. Bis zur Einführung eines umfassenden Schutzes für Raubvögel sollte es in Deutschland noch Jahrzehnte dauern, wie der Naturschutzbund schreibt.

Der Erfolg der Anzeige ist unbekannt.

BZ, 3. März 1921

Sehr viel beliebter als diese Vögel waren Hühner und ihre Eier. Fast täglich erschienen in der BZ Anzeigen, in denen lebende Hühner (seltener Hähne) diverser Rassen zum Verkauf gestellt wurden, gelegentlich auch Trinkeier, d.h. frisch gelegte Eier zum rohen Verzehr, und Bruteier, also Eier, die ausgebrütet werden sollen.

 

BZ, 3. März 1921

Nicht jedes Ei eignet sich als Brutei, es darf nicht zu klein und nicht zu groß sein – diese und weitere Anforderungen sind auf einer Geflügelzüchterseite nachzulesen; ein Inserent aus Kirchwärder forderte zwei Eier für ein Brutei, letztere waren also wertvoller (BZ vom 16. März). Aber man benötigt nicht nur entsprechende Eier, sondern auch eine Glucke, die das Brutgeschäft übernimmt – und nicht jede Henne ist dafür zuverlässig geeignet. Deshalb eben suchte der Inserent, der vermutlich eierlegende Hühner hatte, mietweise Glucken, deren Besitzer als „Vergütung“ für die Dienstleistung seines Vogels Eier erhalten sollte (hoffentlich keine angebrüteten).

BZ, 3. März 1921

Da alle drei Anzeigen am selben Tag auf derselben Seite erschienen, sei noch eine weitere Annonce mit etwas merkwürdig anmutendem Gegacker wiedergegeben. Vielleicht hatte das Ehepaar ja bis dahin nur Söhne gehabt und einen weiteren Knaben erwartet.

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