Busse können sich gelegentlich verspäten, aber eine Verspätung (aus ungenannten Gründen) von elf Wochen war sicher rekordverdächtig. Dann kam der Bus aber und hielt in Bergedorf am Hotel Zur Sonne.
„Die Kraftverkehrsgesellschaft Nordmark wird gleich nach Mitte Juni die Autoomnibuslinie Mölln-Schwarzenbek-Bergedorf in Betrieb setzen“, hatte die BZ am 14. Juni 1920 geschrieben – tatsächlich dauerte es mit der Eröffnung und Bergedorfs erster Linienbus-Verbindung noch bis zum 25. August.
Die wenigsten Bergedorfer werden an diesem neuen Verkehrsangebot großes Interesse gehabt haben, es war wohl eher für die Bewohner der Dörfer an der Strecke gedacht, die am Endhalt Bergedorf nur wenige Schritte zum Staatsbahnhof gehen mussten: dort gab es Bahnanschluss zur Weiterreise in die Metropole Hamburg.
Am Tag der Betriebsaufnahme konnte die BZ bereits einen Bericht über die neue Verbindung bringen, denn vorher hatte es eine Prominenten- und Pressefahrt gegeben, u.a. mit Bürgermeister Wiesner und einem Reporter der BZ, die in Mölln bewirtet und vom Direktor der Firma über die hochgesteckten Ziele des Unternehmens informiert wurden. Es blieb noch Zeit für einen touristischen Rundgang vor der Rückreise – die Gäste waren „hochbefriedigt“ von allem.
Der „hübsch und bequem eingerichtete Wagen“ konnte 25 bis 30 Personen befördern. Die Fahrt über ca. 40 Kilometer dauerte gut zwei Stunden und kostete für die Gesamtstrecke 15 Mark, von Ort zu Ort 1 Mark (BZ vom 14. Juni). Mangel an Fahrgästen gab es offenbar nicht, denn schon bald wurde die Zahl der täglichen Touren auf drei erhöht (BZ vom 2. November).
Hundert Jahre später verkehrt auf der Strecke die von der Autokraft betriebene Linie 8810: es gibt mehr Haltestellen, die Busse sind deutlich größer, komfortabler, schneller und fahren viel häufiger. Die HVV-Einzelkarte kostet € 7,40 für die Gesamtstrecke. Verspätungen gibt es nur im Minutenbereich.