Ganz schmucklos und ohne jede erkennbare Aufgeregtheit meldete die BZ, dass in die „oberen Klassen“ der Hansaschule Mädchen aufgenommen wurden – die Debatte um die „höhere Bildung“ für Mädchen in Bergedorf hatte eine neue Wendung genommen.
Zwar war im Frühjahr 1920 eine Lyzealklasse an der Schule Brauerstraße eingerichtet worden (siehe den Beitrag Mehr Bildung für alle fähigen Mädchen!), aber die war nur für die „Kleinen“, die Fünftklässlerinnen. Die privaten Einrichtungen Luisen- und Elisabethschule waren relativ teuer und führten nicht zum Abitur. Ein staatliches Lyzeum mit „Oberstufe“ und Abiturmöglichkeit fehlte in Bergedorf (noch).
In dieser Situation schuf die Schulaufsichtsbehörde eine neue Möglichkeit: Mädchen durften in die Oberstufe des 1919 neugeschaffenen Oberrealzweigs der Hansaschule eintreten und somit das Jungen-Privileg des Abiturs in Bergedorf aufbrechen. Fünf junge Damen nutzten diese Gelegenheit und wechselten von Hamburger Schulen zur Hansaschule.
Ob sie sich unter weit mehr als 700 männlichen Schülern wohlfühlten, war der Zeitung nicht zu entnehmen – eine der drei Real-Unterprimanerinnen muss die Schule bald verlassen haben oder in die Real-Obersekunda zurückgetreten sein, denn zwei Monate nach Ende der Ferien waren nur noch zwei Schülerinnen in der Unterprima, vier in der Obersekunda.
Die Hansaschule war damit zur koedukativen Schule geworden, wenn auch nur in sehr bescheidenem Maße – in den Stadtschulen herrschte weiter Geschlechtertrennung.