Nicht die evangelische Kirchengemeinde hatte die Warteschule betrieben, wie es in einem früheren Beitrag hieß, sondern der Bergedorfer Frauenverein, doch zum 1. Oktober 1919 war diese Warteschule geschlossen worden: die Finanzierung hatte auf „Wohltätigkeit“ gebaut, doch die Spendenbereitschaft (oder die Spendenfähigkeit?) hatte nach Kriegsende zu stark nachgelassen.
Dabei war 1920 eine solche Einrichtung zur Kleinkinderbetreuung ebenso nötig wie vorher, als viele Mütter, deren Ehemänner im Krieg waren, in den Bergedorfer Rüstungsbetrieben arbeiteten – die bedrückende Lage vieler Familien wird nach 1918 nicht besser gewesen sein: viele Mütter waren „Kriegerwitwen“, in anderen Familien war der Vater als „Kriegsbeschädigter“ nicht oder nur eingeschränkt arbeitsfähig, und von den schmalen Renten und Unterstützungszahlungen konnte man kaum leben. Folglich bestand die Notwendigkeit fort, dass die Frauen (zu deutlich geringeren Löhnen als Männer, siehe den Beitrag zum Tarifkonflikt im Kleinhandel) einer Erwerbstätigkeit nachgingen.
Dass die Stadt angesichts dieser Lage mehr als ein Dreivierteljahr benötigte, um diese Einrichtung in den alten Räumen „neu erstehen“ zu lassen, ist erschütternd. Aber immerhin wurde nach einschlägig erfahrenen hauptamtlichen Kräften gesucht, und zwar weiblichen: männliche Erzieher waren offenbar unvorstellbar.