Der ausgegrenzte Arbeiter-Schwimmverein in Sande

Kaum hatte Sande seine neue Badeanstalt in der Bille eröffnet, gab es bereits Streit zwischen den Interessenten.

Bergedorfer Zeitung, 18. Juni 1920

Mit einem großen Festzug durch Sandes Hauptstraßen eröffnete der Sander Schwimmverein seine Feierlichkeiten zur Einweihung der neuen Sander Badeanstalt – es kann als sicher gelten, dass der Bergedorfer Schwimmklub zu den „auswärtigen“ teilnehmenden Vereinen zählte.

Durch den Gemeindevorsitzenden Krell war die offizielle Eröffnung bereits fünf Wochen vorher vollzogen worden (BZ vom 18. Mai), vermutlich vor weniger Teilnehmern als den 2.000 Zuschauern (BZ vom 23. Juni), die der Verein für sein Event mobilisieren konnte.

Nach dem Fest wurde es dann aber kontrovers: der Arbeiter-Schwimmverein Sande stellte bei der Gemeinde einen Antrag auf „Mitbenutzung der Badeanstalt“ – der Vorsitzende des Sander Schwimmvereins beanspruchte die Einrichtung aber für seinen Verein (BZ vom 23. Juni), und in der Tat hatte die Gemeinde vor Monaten diesem Verein das Hausrecht übertragen, was vor allem exklusive Vereins-Schwimmzeiten nach 20 Uhr ermöglichte (BZ vom 9. und 18. Februar).

Das wusste auch die von der SPD dominierte Gemeindevertretung: sie hätte wohl gern dem Antrag des Arbeiter-Schwimmvereins zugestimmt, aber sie konnte dies angesichts der bestehenden Vereinbarung mit den bürgerlichen Schwimmern nicht einfach tun, und so erfolgte die Verlagerung des Problems in den zuständigen Ausschuss, die Badeanstaltskommission (BZ vom 23. Juni).

Bergedorfer Zeitung, 26. Juni 1920

Zu welchem Ergebnis man dort kam, war in der BZ nicht zu lesen. Der Sander Schwimmverein, der sich übrigens über 75 neue Mitglieder freute, beschloss jedenfalls noch in derselben Woche, von dem Veranstaltungsüberschuss 300 Mark der Gemeinde zu spenden – ein Schelm, wer Böses darüber denkt.

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