Der Unterhaltungsklub Gambrinus (siehe unten) war nicht der einzige Verein, der an einem der Ostertage zu einem Ball einlud: allein in dieser Ausgabe der BZ gab es über 20 weitere Vereinsanzeigen, die auf Festball, Ostervergnügen, Tanzkränzchen o.ä. hinwiesen, hinzu kam ein weiteres gutes Dutzend Veranstaltungen von Wirten der geeigneten Lokalitäten, allesamt in Bergedorf, Sande und den Vierlanden, nicht gezählt die Anzeigen aus den Sachsenwald-Gemeinden. Auffällig ist das Fehlen von Anzeigen aus Geesthacht – Gründe sind nicht ersichtlich.
Alle diese Lustbarkeiten begannen bereits am Nachmittag, denn wegen der fortbestehenden Kohlenknappheit war die Polizeistunde auf 22 Uhr festgesetzt. In Sande waren „Tanzlustbarkeiten bei künstlicher Beleuchtung ausnahmslos verboten“, in Bergedorf trat ein entsprechendes Verbot erst am Dienstag nach Ostern in Kraft (Bekanntmachungen in der BZ vom 19. April).
Wer nach dem Ostergottesdienst nicht tanzen, sondern sich anderweitig amüsieren wollte, hatte auch dazu reichlich Gelegenheit: der „Arbeiter-Sängerchor Bergedorf-Sande“ gab in der Aula der Bergedorfer Stadtschulen ein Konzert (BZ vom 18. April), auf dem Portici-Platz stand wieder Bades Auto-Karussell, man konnte den Fußballern von Spiel und Sport Bergedorf auf dem Waldschlossplatz zusehen, mit der Bergedorfer Turnerschaft von 1880 auf eine Oster-Wanderung gehen, die Zirkus-Roberti-Schau auf dem Marktplatz in Sande besuchen (BZ vom 11. April) oder sich eine Karte für das Union-Theater („Das höchste Gesetz der Natur“, Wild-West) bzw. das Neue Hansa-Kino („Die Augen der Mumie Ma“) kaufen oder das Theaterstück „Die Jagd nach dem Glück“ in Boberg anschauen (BZ vom 19. April).
Hundert Jahre später sind die allermeisten Lokalitäten verschwunden. Von den Vereinen mit so schönen Namen wie „Unverdrossen“, „Sängerlust“, „Einigkeit“ und „Vorwärts“ (allesamt Gesangvereine), „Frohsinn“ und „Lustige Brüder“ (Tanzklubs) oder „Nie verzagt“ (Musikverein) existieren nur noch wenige: der Unterhaltungsklub Flora von 1906 aus Neuengamme, der Schießklub Seefeld von 1914 und der noch ältere Unterhaltungsklub Gambrinus von Kirchwärder-Sande mit seinem großen Osterfeuer und dem etwas speziellen Vereinsleben, wie aus Berichten der „Welt“ und der „Latücht“ (S. 14) zum 125. Jahrestag der Vereinsgründung hervorgeht.