In der Nationalversammlung wurde über Sozialisierung gestritten – Bergedorf reprivatisierte. Die Schuhbesohlanstalt der Stadt konnte „nunmehr als überflüssig angesehen werden“.
Schon kurz nach Kriegsende hatte eine Reihe von Schustern inseriert, dass sie – aus dem Felde zurück – ihren Betrieb wieder aufnähmen, aber eine Annonce des Bergedorfer Schuhmachers Fiebiger zeigte auch, dass das Gewerbe nicht problemfrei zu betreiben war: er forderte seine potentiellen Kunden auf, das nötige Leder mitzubringen (BZ vom 30. Dezember 1918). Auch wurden weiterhin Pantoffel- und Schuhhölzer angeboten (z. B. BZ vom 24. Januar 1919), Kurse für Tuch- und Holzschuhherstellung angeboten (BZ vom 29. Januar und 27. Februar), doch die Lage entspannte sich offenbar leicht: ein Schuster konnte mehr Schuhe annehmen, da er „mehr Leder“ zur Verfügung hatte, und der Vaterländische Frauenverein Sande stellte seinen Kursteilnehmerinnen das nötige Sohlenleder. Die Zeit der lederlosen Sohlenschoner näherte sich ihrem Ende.
Neue Schuhe waren allerdings weiterhin nicht zu bekommen, die Landherrenschaft gab nicht einmal Dringlichkeitsscheine aus, da sie keine Schuhe hatte (BZ vom 7. März 1919). So florierte der Gebrauchtschuhmarkt, insbesondere mit Militärstiefeln, die die zurückgekehrten und entlassenen Soldaten anboten. Diese Fußbekleidung war aus Leder und sicher haltbarer als die selbstgenähten Stoffprodukte.
Aber nicht jeder schonte sein Schuhwerk, und Bergedorfs Schuhplattler (ja, die gab es!) werden kaum in Holzschuhen zur Bandoneonmusik getanzt haben.