Im Sommer 1917 waren die Fleischrationen kurzzeitig erhöht worden, um andere Engpässe in der Nahrungsmittelversorgung zu überbrücken (siehe den Beitrag Rumänien schont deutsches Milchvieh), und deshalb waren mehr Rinder geschlachtet worden. Dennoch sollte es kein zusätzliches „Leder für die Schuhwaren der Zivilbevölkerung“ geben: nicht nur für Treibriemen (siehe den Beitrag Treibriemen zu Schuhsohlen) wurde es genutzt, sondern ebenso für die Nicht-Zivilbevölkerung, sprich: die Armee.
Schuhe für die Zivilbevölkerung gab es schon seit längerem nur auf Bezugsschein (BZ vom 27. Dezember 1916), und entsprechende Anträge wollte die Landherrenschaft „besonders streng“ prüfen (BZ vom 21. März 1917). In Sande musste man schon für den Antragsvordruck fünf Pfennige zahlen (BZ vom 30. August 1917) – beides dürfte dem Zweck gedient haben, die Zahl der Anträge möglichst niedrig zu halten.
Aber immerhin sollte ja das Besohlungsproblem nun gelöst werden: die „Ersatzsohlengesellschaft“ ließ millionenfach Ersatzsohlen herstellen, wobei der Artikel leider nicht verrät, aus welchem Material sie hergestellt wurden – wahrscheinlich war es Holz, denn sogar „Sohlenschoner und Sohlenbewahrer, die ganz oder teilweise aus Leder bestehen“, durften bald nur noch für die Heeresverwaltung gefertigt werden (BZ vom 25. September 1917). In Bergedorf bot die Firma Gebr. Behr (nicht zu verwechseln mit der Holzhandlung H. G. Behr am Kupferhof) jedenfalls Holzsohlen an.
Im Herbst sollte dann alles gut werden: die „deutschen Einheitsschuhe“ sollten kommen, „bestehend aus einem imprägnierten Papierstoff als Einsatz, aus Leder als Besatz und aus einer leichten Holzsohle“ (BZ vom 24. Oktober 1917).
In der Realität blieben Schuhe und Schuhsohlen Mangelware, weshalb die Stadt Bergedorf (in den Räumen des Bergedorfer Frauenvereins) eine „Schuhfürsorge“ einrichtete, in der Kurse in Schuhreparatur und Besohlung angeboten wurden; das benötigte Material (welches?) wurde zum Selbstkostenpreis abgegeben (BZ vom 1. November 1917). Der Bergedorfer Kriegsfürsorge gelang es sogar, neues Schuhwerk zu beschaffen: 2.000 Paar wurden an „Minderbemittelte“ abgegeben, die nicht nur einen Bezugsschein (s.o.) benötigten, sondern zusätzlich einen „Berechtigungsschein“ (BZ vom 3. November 1917): in der „städtischen Schuhverkaufsstelle“ (zugleich Amtliche Kleiderverwertungsstelle) in der Wentorfer Straße 2/4 konnten sie dann Segeltuchschuhe mit Holzsohlen (Höchstpreise für diese „Kriegsschuhe“ ab 1. Januar 1918 je nach Größe und Art 9,oo bis 19,40 Mark) erwerben (BZ vom 27. November und 19. Dezember 1917). Kalte und nasse Füße blieben an der Tagesordnung.