Kurz nach Ende des Krieges wurde Bergedorf wie viele andere Orte zur Begrüßung der „heimkehrenden Krieger“ mit Fahnen, Girlanden und Ehrenpforten geschmückt – in Sande war dies offenbar weniger oder gar nicht der Fall, wenn man nach dem eingesandten Artikel geht.
Weder Bergedorf noch Sande waren Garnisonsorte, d.h. es waren hier keine Truppenverbände stationiert. Nur einmal berichtete die BZ über die Rückkehr einer geschlossenen Formation, als die Reste zweier Radfahrkompagnien des 9. Jägerbataillons aus Ratzeburg per Lkw (die Fahrräder hatte man bereits abgegeben) in Bergedorf Station machten. Die freundlich empfangenen Soldaten wurden für die Nacht in Quartieren in der Stadt untergebracht (BZ vom 10. Dezember) – ob dies Privatquartiere waren oder wie z.B. in Hamburg auch Schulen (hierzu und zum Folgenden Fabian Krahe (S. 267)) ist nicht bekannt.
Das Infanterie-Regiment 76, in dem die meisten Bergedorfer dienten, kehrte erst vom 14. bis 16. Dezember nach Hamburg zurück – von insgesamt 19.899 Soldaten des Regiments waren 2.467 gefallen, 6.819 verwundet worden und 1.189 wurden vermisst (Herbert v. Sydow, S. 217). Die Demobilmachung, d.h. die Entlassung der Soldaten, begann bereits am 15. Dezember, noch vor dem offiziellen Empfang durch den Arbeiter- und Soldatenrat sowie den Senat (Hugo Gropp, S. 364-367).
Im Dezember inserierte eine Reihe von Betriebsinhabern in und um Bergedorf, dass sie nach Entlassung vom Militär ihr Geschäft wieder aufnähmen. Sie gehörten wohl zu denen, die den Krieg unversehrt überstanden hatten:
Auch der Leiter der Musikkapelle des Wachtkommandos Geesthacht, ein Herr Dürand, war schnell ins zivile Leben zurückgekehrt: er wollte sich als Leiter eines noch zu gründenden Frauenchors versuchen (Anzeige in der BZ vom 30. November) und ließ sich dann mit einer Musikschule nieder. Ob dies von Erfolg und Dauer gekrönt war, lässt sich nicht sagen – in den Adressbüchern der folgenden Jahre ist Dürand nicht verzeichnet.
Die Demobilisierung hatte aber auch eine wirtschaftliche Seite: war mehr als vier Jahre lang die Heeresversorgung oberste Priorität, so fiel das Militär als Nachfrager nun weitgehend aus und peu à peu wurde „im Auftrage des Reichsamts für die wirtschaftliche Demobilmachung“ für verschiedene Güter die Beschlagnahme aufgehoben, was z.B. Radfahrer sehr begrüßt haben werden.
Es sollte aber noch lange dauern, bis sich die Versorgung der Bevölkerung – insbesondere mit Lebensmitteln – wieder normalisiert hatte.