Die kriegszeitliche Verwilderung der Sitten hatte offenbar nicht nur die Jugend erfasst (siehe den Beitrag Züchtigung per Leserbrief), sondern große Teile der Bevölkerung: aus Bergedorf, Sande und Geesthacht kamen sehr ähnliche Klagen über mangelnde Straßenreinigung und wilde Müllkippen, wie aus den hier wiedergegebenen Artikeln und Bekanntmachungen zu entnehmen ist.
Interessant ist dabei, wie sehr sich die Bekanntmachungen im Tonfall unterschieden: zwei Gemeinden setzten auf „verschärfte Kontrolle“ (Sande) und „unnachsichtliche“ (sic!)Bestrafung (Bergedorf), während Geesthacht auf den „oft bewährten Gemeinsinn der Bevölkerung“ vertraute und seinen Appell entschuldigend mit den „Kriegsverhältnissen“ begründete, die der Gemeinde die wohl vorher übliche „planmäßige Reinigung der Straßen unseres Ortes“ unmöglich machten. Auch Bergedorf hatte offenbar eine kommunale Straßenreinigung, wie sich aus § 5 der Straßen-Polizei-Ordnung für die Stadt Bergedorf schließen lässt, aber vielleicht funktionierte die jetzt genauso wenig, denn Unrat und Kehricht wurden in Gräben und in der Landschaft verteilt, wie es in dem obigen Bericht heißt. In Sande waren es die Anlieger, die die Straße sauberhalten mussten.
In welchem Ausmaß die unterschiedlichen Bekanntmachungen Erfolg hatten, ist nicht überliefert. Die Tradition der vorschriftswidrigen Abfallentsorgung hat sich jedenfalls in allen genannten Orten bis heute erhalten.