Vorweg eine Lesehilfe für Nicht- und Neu-Bergedorfer: wenn in diesem Zeitungsartikel das Wort „Stadt“ gebraucht wurde, so war damit Bergedorf gemeint, und „Staat“ bezeichnete Hamburg insgesamt. Bergedorf war damals ja auch im rechtlichen Sinn eine Stadt und Teil des „Staats“ Hamburg (siehe Gesetze und Verordnungen für die Stadt Bergedorf, Online-Ausgabe, S. 17 – 27). Manche Bergedorfer gehen auch heute noch in die „Stadt“, wenn sie Bergedorf meinen, ansonsten fahren sie nach Hamburg. Und eine weitere Lesehilfe: die heutige Finanzbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg hieß damals Finanzdeputation, und diese Bezeichnung ist nach wie vor über dem Eingang des Gebäudes dieser Behörde am Gänsemarkt zu sehen.
Nun zum eigentlichen Thema des Artikels, der Erweiterung des „staatlichen Krankenhauses“ in Bergedorf und der Parlamentsrede des Bergedorfer Bürgerschaftsabgeordneten Wilhelm Wiesner, die nicht von Partei-, sondern von Kirchturmspolitik geprägt war: er beklagte die zu geringe Zahl der Betten, die zudem teilweise von Patienten aus dem „umliegenden hamburgischen und preußischen Gebiet“ wären (wobei er die Plan-Bettenzahl zu niedrig angab, denn es waren 55, siehe 75 Jahre Allgemeines Krankenhaus Bergedorf, S. 7). Vor allem fuchste es ihn, dass Hamburg nicht den von Bergedorf geforderten Quadratmeterpreis für das Grundstück zahlen wollte und Bergedorf die nötigen Straßenbauarbeiten aus der Stadtkasse bestreiten sollte. Trotzdem warb Wiesner um Zustimmung für die Vorlage, die auch tatsächlich beschlossen wurde.
Doch zwischen Beschluss und Umsetzung kann manchmal viel Zeit vergehen: auf dem seit 1916 also bereitstehenden Grundstück (siehe die Abbildung in Kultur- und Geschichtskontor (Hg.), 100 Jahre Bergedorfer Krankenhaus, S. 23) begannen die Bauarbeiten erst 1952 (siehe den Beitrag Das erste Krankenhaus), und erst nach Einweihung des Neubaus (1954) und des Bethesda-Krankenhauses (1953) war der Bettenmangel abgestellt.