Der Kriegsgefangene als Mensch

Bergedorfer Zeitung, 14. Dezember 1915

Bergedorfer Zeitung, 14. Dezember 1915

Einmal, aber offenbar nur einmal, sollten sich die Kriegsgefangenen in Ochsenwärder als Mensch fühlen dürfen – als was sollten sie sich sonst fühlen? Waren in den Augen des Verfassers der Meldung Feinde, Kriegsgefangene keine Menschen? Wenn man diese Zeilen liest, zweifelt man an der Glaubwürdigkeit der nach dem Krieg erstellten Selbstdarstellung Ochsenwärders, nach der die Behandlung dieser Arbeitskräfte so gut wie unter den gegebenen Umständen möglich war.
Und wenn in einem Haushalt die Teilnahme der Kriegsgefangenen an der häuslichen Weihnachtsfeier kritisch gesehen wurde – nun, es war ja nur eine Anregung der Kriegshilfe, „soweit es für angebracht gehalten wird“, sich menschlich zu zeigen und den Feinden zu demonstrieren, wie Weihnachten richtig, d.h. deutsch, gefeiert wird. Ein christliches Fest scheint es nicht gewesen zu sein.

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