Als die Astronomen aus Bergedorf und anderen deutschen Städten am 27. Juli 1914 in Hamburg ein Schiff bestiegen, um durch die Nordsee, das Mittelmeer, den Bosporus und das Schwarze Meer bis zur Krim, nach Stary Krym, zu reisen und eine totale Sonnenfinsternis zu beobachten, waren sie sicher guter Dinge und ahnten nicht, welche Odyssee ihnen bevorstehen sollte: als willkommene Gäste der russischen Regierung und der Akademie der Wissenschaften St. Petersburg losgefahren, kamen sie als feindliche Ausländer mit verdächtigen Gerätschaften in Feodossia auf der Krim an, denn der Kriegsausbruch hatte sie überholt. Laut dieses Artikels dauerte es über ein Jahr, bis sie die Heimat wieder erreichten, nicht ohne zusätzliche Drangsalierungen in St. Petersburg kurz vor der Ausreise nach Schweden.
Bei dieser Darstellung setzte die BZ allerdings auf ein kurzes Gedächtnis ihrer Leserschaft, um die bösen Russen richtig schlecht aussehen zu lassen, denn am 21. August 1914, dem Tag der Totalität, hatte sie gemeldet, dass sechs Mitglieder der Expedition nach acht Tagen Haft entlassen worden seien, weitere sieben (darunter einige Frauen) würden als Kriegsgefangene nach Orenburg verbracht. (Schon am 18. August 1914 hatte sie berichtet, dass „die“ Mitglieder der Expedition, also alle, nach einem Telegramm aus Bukarest von dort die Heimreise antreten könnten.) Zurückgehalten wurden nach Jochen Schramm, S. 170 – 172, lediglich die vier männlichen Expeditionsteilnehmer, die zur Landsturm-Reserve gehörten. In den Augen der Bergedorfer Zeitung 1915 war dies wohl eine unnötige Differenzierung.
Letztlich: damit waren alle Teilnehmer dieser Expedition unversehrt zurückgekehrt, was vielen Teilnehmern dieses Kriegs versagt blieb. Die im Artikel genannten Feinmechaniker Schmidt und Gehilfe Gosch von der Hamburger Sternwarte in Bergedorf dürften erfreut gewesen sein, als sie „ihre“ Sternwarte, die heute ein Institut der Universität Hamburg ist, wiedersahen.
Die in den Jahren 1906 bis 1912 vom Millerntor nach Bergedorf verlagerte Einrichtung ist fast vollständig erhalten – die unten wiedergegebenen Ansichten aus dem frühen 20. Jahrhundert entsprechen weitgehend dem heutigen sehenswerten Bild; die beiden Kuppelgebäude im Vordergrund wurden durch Nebengebäude ergänzt. Im Nebengebäude des Lippert-Astrographen befindet sich seit einigen Jahren das Besucherzentrum mit Café.
Die auf der folgenden Fotografie gezeigten Gebäude stehen (ziemlich hinter Bäumen versteckt) auch heute noch.
Die Bemühungen, die Bergedorfer Sternwarte gemeinsam mit anderen historischen Observatorien als „serielle Bewerbung“ für das UNESCO-Weltkulturerbe anzumelden, dauern an.
Weitere Informationsquellen sind die Homepages des Fördervereins und der Gemeinschaft der Freunde.