Zyniker könnten sagen, dass endlich einmal etwas los war im schläfrigen Bergedorf – doch erfreulich waren die „wüsten Vorgänge“ sicher nicht, und ein genauer Blick auf den Artikel lohnt sich: bei der Massenschlägerei handelte es sich offenbar nicht um ein singuläres Ereignis, denn laut Artikel gab es „wieder einmal“ einen „ungewöhnlichen Menschenauflauf“ – da sollte man eigentlich vermuten, dass solche Vorkommnisse schon häufiger Gegenstand der Berichterstattung gewesen wären, aber weit gefehlt: abgesehen von den im Beitrag Randale und Milchpanscherei in Leserbriefen geschilderten ähnlichen, aber wohl deutlich kleineren Ereignissen war dies der erste derartige Bericht seit Kriegsausbruch. Die Bergedorfer Polizei (die dem Landherrn unterstand und nicht dem Bergedorfer Bürgermeister) glänzte hier wie da durch Abwesenheit und wurde – o Wunder! – dafür nun von der Zeitung, die „den guten Ruf unserer Stadt“ in Gefahr sah, scharf kritisiert.
Durchaus überraschend ist, dass die Vorgänge auf den verbreiteten Suff zurückgeführt wurden, denn dieser war ja durch das kürzlich erlassene Verbot des Handels und Ausschanks von Spirituosen (siehe den Beitrag Bergedorf trockengelegt) durch die Militärbehörden deutlich erschwert worden, was die Zeitung erfreute, denn so konnte die Kritik an der Polizei durch das Lob für das Militär wieder ausgeglichen werden, womit die BZ (in heutigen Begriffen) wieder auf der Seite der political correctness stand.
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Anhand ausgewählter Artikel von vor 100 Jahren wird gezeigt, wie sich im, durch den und nach dem Ersten Weltkrieg das Leben in Bergedorf änderte.
Die Kategorie «Bergedorf 1924» setzt die wöchentlich erscheinenden Beiträge zu Meldungen aus den Vorjahren ab 1914ff. fort, die über die Seite «Archiv 1914ff.» erreichbar sind.
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