Bergedorf überprüft Einstein

Bergedorfer Zeitung, 12. September 1923

Nicht alle Expeditionen von Astronomen der Bergedorfer Sternwarte waren so erfolgreich wie diese: 1907 machten bedeckter Himmel und Schneefall die Beobachtung einer Sonnenfinsternis unmöglich, 1914 wollte man die Finsternis auf der Krim beobachten, musste aber wegen des Kriegsausbruchs vorzeitig die Rückreise antreten (siehe die Beiträge Astronomische Unwägbarkeiten und Zurück aus der Finsternis). 1923 klappte alles.

Ziel der Astronomen war, „die Einsteinsche Relativitätstheorie in Bezug auf die Ablenkung des Lichts nachzuprüfen. … Die beiden Sonnenfinsternisse vom 29. Mai 1919 und 20. September 1922 haben, wie man weiß, die Theorie Einsteins voll bestätigt.“ (BZ vom 17. August 1923). Die Berichte der BZ gehen auf das Prüfungsergebnis leider nicht ein; die Zeitung meldete zunächst nur, dass die Sonnenfinsternis am 10. September in Mexiko „bei vollkommen klarem Himmel beobachtet“ wurde (BZ vom 12. September 1923), und dann nach der Rückkehr der Expeditionsteilnehmer, dass man an dem „Beobachtungsplatz nahe bei dem Dorfe Pasaje bei Durango“ äußerst gastfreundlich empfangen wurde und dass man von allen Expeditionen „die deutlichsten Aufnahmen erzielen“ konnte (BZ vom 1. November 1923).

Bergedorfer Zeitung, 20. November 1923

Der Direktor der Bergedorfer Sternwarte, Professor Schorr, wusste sich in besonderer Weise zu bedanken: man bot dem mexikanischen Präsidenten die Patenschaft über den 1920 in Bergedorf entdeckten Asteroiden „1920 H Z“ an (siehe den Beitrag über Entdeckungen der Bergedorfer Sternwarte), und seitdem trägt dieser Asteroid (damals noch als Planet bezeichnet) den Namen „Hidalgo“ nach Miguel Hidalgo, laut Wikipedia „der geistige Vater der Insurrektion, die in den Mexikanischen Unabhängigkeitskrieg führte.“

 

Dieser Beitrag wurde unter Bergedorf 1923 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert