1922 wurden weltweit drei Kometen entdeckt, einer davon in Bergedorf: Komet 1922c (Baade). Er war weder besonders hellstrahlend noch schön, sondern „sehr lichtschwach und unscheinbar“, aber für die Astronomie und vor allem seinen Entdecker war der Fund zweifelsohne von Bedeutung. Ein Foto aus dem Plattenarchiv der Sternwarte wird aber nur geschulten Astronomen etwas sagen, und ähnliches gilt für die Göttinger Beobachtungsdaten von 1923.
Das Auffinden dieses Himmelskörpers zeigt auch, dass die Hamburger Sternwarte in Bergedorf mit „guten Instrumenten“ ausgestattet war, obwohl sie bei der Sonnenfinsternis-Expedition 1914 große Mengen an Ausstattung eingebüßt hatte, worauf in einem weiteren Beitrag zurückzukommen sein wird.
Dr. Walter Baade, der 1920 als junger Astronom eine Assistentenstelle in Bergedorf erhalten hatte, war in den Worten des Sternwarten-Direktors Richard Schorr „einer der tüchtigsten jüngeren Astronomen“ (zitiert bei Jochen Schramm, S. 199, vgl. ebd., S. 196-201), der schon sieben Monate nach seiner Einstellung durch Schorr die Entdeckung eines Asteroiden melden konnte, der zunächst nüchtern als „1920 H Z“ bezeichnet wurde. 1923 bekam er einen „richtigen“ Namen, worauf im November 2023 einzugehen sein wird.
Baade verließ Bergedorf 1931, um eine feste Stelle am Mt. Wilson Observatorium in Kalifornien anzutreten, womit für ihn ein Traum in Erfüllung ging. In einer Darstellung der Geschichte des Observatoriums ist Baade ein eigenes Kapitel gewidmet, worin er mit den Worten „one of the most influential observational astronomers of the twentieth century“ gewürdigt wird.
Eine andere, nicht-astronomische Entdeckung hatte Baade in seiner Bergedorfer Zeit gemacht: er lernte hier Hanni Bohlmann, technische Assistentin an der Sternwarte, kennen und heiratete sie. Schon Jahre vor der Eheschließung hatte er einen von ihm entdeckten Asteroiden auf den Kosenamen Fräulein Bohlmanns getauft, siehe (966) Muschi.