Wie entkommt man der Inflation? Bergedorfs Schuhmacher probierten es mit der „Festmark“, und schon blieben die Preise stabil, denn die Festmark war an den Dollarkurs gekoppelt. Allerdings gab es keine Festmark-Münzen oder -Scheine, und so musste beim Bezahlen umgerechnet werden: Festmarkpreis geteilt durch vier ergab den Dollarpreis, der Wechselkurs des Dollar ergab dann den Papiermarkpreis, z. B.: Sohlen und Ansätze für Herrenschuhe kosteten 4 Festmark, entsprechend 1,00 $, und an diesem Tag notierte der Dollar laut BZ an der Hamburger Börse bei 60 Millionen Papiermark. So sparten sich die Flickschuster die laufenden Aktualisierungen ihrer Preisaushänge – dafür mussten sie täglich zur Bank laufen, um den aktuellen Wechselkurs zu erfragen und dann ihre Mark-Preise auszurechnen.
Auch das Reich bot einen Ausweg aus der Geldentwertung und legte Ende August eine „Wertbeständige Anleihe“ auf, die ebenfalls an den Dollar gekoppelt war. Man konnte in Papiermark einzahlen und bekam zum Tageskurs Dollar gutgeschrieben, Mindestanlagebetrag 0,10 $. Das war auf jeden Fall sinnvoller als die Markscheine in das Kopfkissen zu stopfen oder auf ein in Mark geführtes Konto einzuzahlen, wie die Entwicklung des Wechselkurses zeigt: innerhalb einer Woche stieg der Dollar von 18 bis 20 Millionen Mark auf gut 66 Millionen (BZ vom 5. und 11. September 1923), aber man musste immerhin Millionenbeträge verfügbar haben, und die werden große Teile der Bevölkerung nicht gehabt haben.
Eine weitere Alternative war die Naturalwirtschaft, bei der es aber genauso Wertermittlungsprobleme geben konnte (z.B. bei frischen oder eben nicht frischen Lebensmitteln) oder der Tausch von Gütern, wie diverse Kleinanzeigen belegen – ob der potentielle Hauskäufer tatsächlich in Goldmark zahlen wollte und konnte oder in „wertbeständigen“ Alternativen, weiß man nicht.
Einige Wochen später zeigte die Bergedorfer Firma Kufeke einen weiteren Ausweg auf, den Menschen mit geringen Einkommen wohl eher als zynisch empfunden haben.