Wegen Umzugs wurde das Finanzamt Bergedorf für den Publikumsverkehr drei Tage lang geschlossen – die Kasse aber nur für zwei Tage, damit die Steuerzahler mit ihren fälligen Ablieferungen nicht allzu lange warten mussten. „Dringliche Passangelegenheiten“ wurden sogar an allen drei Tagen erledigt: wer ins Ausland reisen wollte, brauchte den „Unbedenklichkeitsvermerk“ des Finanzamts, und den bekam nur, wer keine Steuerschulden hatte (BZ vom 10. Juli 1922).
Das neue Domizil war das Kurhaus Bergedorf, wie auch auf dieser Ansichtskarte zu sehen – ob Bergedorfer Witzbolde den Wechsel von Krankenpflege zu Finanzamt mit Bemerkungen über das Schröpfen garnierten, ist nicht überliefert.
Bergedorfs Stadtverwaltung war jedenfalls erleichtert: 1920 war das neugeschaffene Finanzamt Bergedorf in das zweite Obergeschoss des Stadthauses eingezogen (siehe den Beitrag Reichsbehörde sucht Büroräume), doch die stark wachsende kommunale Administration benötigte diese Etage für ihr eigenes Personal, und es drohte die Abwanderung des Finanzamts Richtung Hamburg, „ja sogar nach Altona“ (BZ vom 20. Januar 1923).
Die Kurhaus-Lösung konnte dies verhindern, aber nur unter Bedingungen: Bergedorf musste drei Millionen Mark für Umbaumaßnahmen bereitstellen und sich „zur bevorzugten Unterbringung der Beamten des hiesigen Finanzamts“ verpflichten (BZ vom 17. Januar 1923). Die Hälfte des Geldes holte man sich vom Staat Hamburg zurück (BZ vom 9. April 1923) – die Wohnungsbeschaffung für die Finanzbeamten dürfte Probleme bereitet haben, wie dem Beitrag 22a-23 zu den Wohnungsproblemen zu entnehmen ist.
Über den Verbleib des Amts dürften sich auch die Steuerzahler in den Vierlanden, in Geesthacht und auf dem Ost-Krauel gefreut haben, da ihre Wege zum Finanzamt nur um wenige hundert Meter länger wurden. Ihre Gemeinden brauchten sich an den Kosten nicht zu beteiligen, da ihre finanziellen Schwierigkeiten noch größer waren als die Bergedorfs (BZ vom 9. April 1923).
Über das Kurhaus Bergedorf ist nur wenig bekannt: erstmals tauchte es mit der Angabe „Privat-Krankenpflege“ im Verzeichnis der Fernsprechteilnehmer 1909 auf, dann auch in den Adressbüchern bis 1923. Im Ersten Weltkrieg gab es eine Initiative, in dem Haus ein Lazarett einzurichten, die aber nicht zum Erfolg führte (siehe den Beitrag Kein Lazarett in Bergedorf). Es blieb also bei der allgemeinen Krankenpflege – wann genau und warum sie aufgegeben wurde, war der BZ nicht zu entnehmen.