1848 hatte es die „Schleswig-Holsteinische Erhebung“ gegeben, und da Sande im damals dänischen Holstein lag, wurde auch in Sande 75 Jahre danach der Erhebung gedacht.
(Wer hier eine kurze, präzise Darstellung der sogenannten Schleswig-Holstein-Frage erwartet, muss enttäuscht werden: es gilt das (angebliche) Wort Lord Palmerstons, der 1848 britischer Außenminister war: „Only three people have ever really understood the Schleswig-Holstein business – the Prince Consort, who is dead – a German professor, who has gone mad – and I, who have forgotten all about it.“ (Englischsprachige Ausgabe der Wikipedia)
Bei der Gedenkfeier in Sande zog Lehrer Petersen eine „Parallele zwischen den heutigen Verhältnissen am Rhein und in Nordschleswig“, was nur mittels Geschichtsklitterung möglich erscheint, aber Vergleiche zwischen der Abtretung des nördlichen Teils des Herzogtums Schleswig an Dänemark und der Ruhrbesetzung zogen auch andere: der Reichspräsident, der Reichskanzler, der preußische Ministerpräsident und weitere wurden mit diesbezüglichen Sätzen in der BZ zitiert (BZ vom 23., 24. und 26. März).
Während andernorts recht groß, mit Gedenkreden und Gedenkgottesdiensten und Prominenz an den Tag vor 75 Jahren erinnert wurde, war die Feier in der Sander Turnhalle eher schlichter Art – vielleicht fühlte man sich 1923 mehr zu Hamburg hingezogen als zu (Schleswig-)Holstein.
Am in dem BZ-Bericht genannten Haus in der Sander Großen Straße befand sich übrigens nur ein Wappen, das des Zollhauses; der „Herzogstein“ befand sich direkt an der Sande-Bergedorfer Grenze (siehe hierzu Lohbrügge. Die Geschichte eines Hamburger Stadtteils, Band 1, S. 12f.). Das Zollhaus-Wappen ziert heute als Kopie die Fassade eines Einkaufszentrums; der Herzogstein steht auf dem Herzog-Carl-Friedrich-Platz.
Die Aussage, dass Sande „der südlichste Ort Schleswig-Holsteins“ war, lässt zunächst stutzen, ist aber richtig: das Herzogtum Lauenburg wurde erst 1876 in die preußische Provinz Schleswig-Holstein eingegliedert.