Heldentod und Jugendwehr

 

Bergedorfer Zeitung, 15. September 1914

Bergedorfer Zeitung, 15. September 1914

Es sollte die Ausnahme bleiben, dass so ausführlich über einen kriegsgefallenen Bergedorfer in der BZ berichtet wurde. Er war zwar der erste Kriegstote aus der Stadt, aber die ausführliche Würdigung durch die Zeitung dürfte darauf zurückzuführen sein, dass der Vizefeldwebel d. R. Kurt Bauer der Sohn des Mitinhabers des Verlags der Bergedorfer Zeitung war. Ansonsten wurden Kriegsopfer in der Regel nur in den „Verlustlisten“ oder in Dreizeilern aufgeführt.
Wie mag dieser „Heldentod eines jungen Bergedorfers“ auf die Jugendlichen in der Stadt gewirkt haben? Man kann vermuten, dass die „patriotisch“ Gesonnenen in ihrer positiven Einstellung zum Krieg sogar (wenn auch klammheimlich schaudernd) bestärkt wurden und der nachfolgend wiedergegebene Aufruf auf Widerhall stieß:

Bergedorfer Zeitung, 13. September 1914

Bergedorfer Zeitung, 13. September 1914

Das Kriegsministerium und das Ministerium des Innern dachten halt langfristig, und so wurden männliche Jugendliche von 15 Jahren und mehr aufgerufen, sich zur „Jugendwehr“ zu melden – das ist ein deutlicher Hinweis auf die erwartete Dauer des Krieges.

Zu den Mitgliedern des Bergedorfer Ortsausschusses zur Gründung einer örtlichen Jugendwehr hier kurze ergänzende Angaben:
W. A. Freiherr von Oertzen, Generalleutnant a.D.
Dr. Berthold Venzmer, Vereinsführer von Jung-Bergedorf und Oberlehrer an der Hansa-Schule
Ernst von Braunschweig, Kaufmann
Gustav Gläsz, Kaufmann, Betreuer der Heimatsammlung des Bergedorfer Bürgervereins
Wilhelm Husemann, Arbeiter.
(Angaben zu den Personen ergänzt aus Hamburger Adreßbuch 1913  und Bergedorfer Personen-Lexikon.)
Ob Husemann Sozialdemokrat war, ist nicht bekannt, aber so könnte man es erklären, dass ein schlichter Arbeiter im Kreise der Bergedorfer Honoratioren auftaucht, zumal es laut Ullrich eine Geheimabsprache zwischen SPD und der Militärführung in Hamburg gab, den sozialdemokratischen Jugendbund in die vormilitärische Erziehung einzubeziehen und damit dessen kriegskritische Haltung zu schwächen.
Den Initiatoren der Jugendwehr ging es dabei sicher nicht nur um die vormilitärische Ausbildung, sondern auch darum, Jugendliche von der Straße zu bekommen und sie zu beschäftigen, denn Berufsausbildung und Arbeit waren kaum zu bekommen.

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