Verwettet?

BZ, 13. Oktober 1922

Bergedorfs Zocker konnten sich freuen: auf den Ausgang aller Pferderennen in Deutschland und Frankreich konnten sie nun bequem in der Bergedorfer Filiale des Buchmachers Johann Ganzel Geld setzen und am frühen Abend desselben Tages bereits die Resultate erfahren.

Wer Pferdewetten tätigen wollte, konnte sich aber nicht der Bergedorfer Zeitung bedienen, um hilfreiche Informationen über die Pferde, ihre bisherigen Erfolge, ihre aktuelle Form, ihre Jockeys und die jeweilige Renndistanz etc. zu erhalten: die BZ veröffentlichte fast nur die Ergebnisse des Galoppderbys auf der Horner Rennbahn. Vielleicht lagen ja Wettzeitungen im Wettbureau aus.

Der Kaufmann Julius Wittenhagen wettete auf den Erfolg dieser für Bergedorf neuen Einrichtung, sonst hätte er wohl nicht die Filialleitung übernommen, jedoch lag er mit dieser Einschätzung daneben: die Anzeige erschien nur noch zweimal, am folgenden Tag und eine Woche später, danach nicht wieder. Ob das wettfreudige Publikum ausblieb oder ob womöglich eine Genehmigung des Magistrats nicht erteilt wurde, ist nicht bekannt.

BZ, 11. Oktober 1922

Wittenhagen blieb aber in Bergedorf aktiv und wettete auf den (weiteren) Verfall der Mark: seit 1921 inserierte er immer wieder als Aufkäufer von Gold, Silber, Platin, auch Brillanten, und in diesem Bereich hatte er wohl das richtige Näschen: der offizielle Ankaufspreis der Reichsbank für ein 20-Mark-Stück aus Gold verzehnfachte sich in gut drei Monaten von 2.000 auf 20.000 Mark (BZ vom 31. Juli und 6. November 1922).

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