Gut Ding will Weile haben – Geesthachts langes Warten auf die höhere Schule

Für begabte Kinder aus Geesthacht war es nicht einfach, einen höheren Schulabschluss zu erreichen, denn der Ort verfügte nur über Volksschulen, eine für Knaben und eine für Mädchen. Wer eine höhere Schule besuchen wollte (oder sollte), musste nach Bergedorf zur Hansa- bzw. Luisenschule – wenn die Eltern denn das Schulgeld und die Bahnfahrt mit der Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn bezahlen konnten und wollten.

Dementsprechend niedrig waren die Zahlen: Die Liste der Absolventen der Hansa-Schule  weist von 1914 bis 1925 gerade einen Gymnasialschüler mit dem Wohnort Geesthacht aus, die Realschule schlossen von 1914 bis 1920 sechs Geesthachter Jungen ab; über Schülerinnen von Lyzeen war nichts in Erfahrung zu bringen.

BZ, 2. Oktober 1922

Geesthachts Lehrerschaft hatte schon bald nach Kriegsende die Diskussion über eine „neuzeitliche Schulreform“ begonnen (siehe z.B. BZ vom 29. Januar und 14. Februar 1919), und nun nahm die Debatte Fahrt auf: man strebte eine „Aufbauschule“ an, die nach vier Jahren Grundschule für alle in den folgenden vier Jahren der Mittelstufe mit Differenzierungen beginnen sollte, um danach letztlich das Ziel „Universitätsreife“ zu erreichen.

In einer Versammlung von Eltern und Lehrern aus Geesthacht und Besenhorst stieß dieser Plan ebenso auf Zustimmung wie bei den Gemeindevorständen, ein „Ausschuß zur Vorbereitung der höheren Schule in Geesthacht-Besenhorst“ wurde eingesetzt (BZ vom 9. Dezember 1922) und eine Denkschrift beschlossen, in der es hieß: „Die Bevölkerungszahl des Interessengebiets erscheint hoch genug, um eine genügende Schülerzahl zu erreichen.“ (BZ vom 21. Dezember)

Die Begeisterung übertrug sich aber offenbar nicht auf die Hamburger Oberschulbehörde, denn es dauerte noch ein wenig: das heutige Otto-Hahn-Gymnasium Geesthacht feierte zwar 2015 sein 75jähriges Bestehen, doch war es laut Wikipedia zunächst nur „Zubringerschule“ zur Hansaschule in Bergedorf.

 

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