Personalsuche

BZ, 18. August 1922

Die Anzeige wirft Fragen auf, die hier nicht beantwortet werden. Klar ist nur, dass eine Dame gesucht wurde, nicht eine Frau oder ein Mädchen, wie es sonst in Stellenangeboten hieß. Die fehlende Tätigkeitsbeschreibung hat offenbar die Stellenbesetzung nicht beeinträchtigt, denn die Anzeige von „H 704“ wurde nicht wiederholt, auch nicht in weniger kryptischer Form mit derselben Chiffre.

BZ, 18. August 1922

Zwei andere Anzeigen vom selben Tag richteten sich an männliche Stellungssuchende, und warum der Gärtner nicht nur tüchtig, sondern auch verheiratet sein musste, erschließt sich nicht. Dass der Mann für Obstpflücken und Gartenarbeit alleinstehend zu sein hatte, kann wohl aus dem Eventualangebot „bei freier Station“ erklärt werden: die Unterkunft war offenbar so bescheiden, dass sie für ein Ehepaar nicht in Frage kam.

BZ, 17. August 1922

Der Kutscher, den Otto Hars einstellen wollte, sollte neben hohem Lohn auch freie Kost erhalten, was sicher attraktiv war. „Freie Kost“ hatte aber den Pferdefuß, dass sie als Sachbezug vom Empfänger zu versteuern war – zwar liegen für Bergedorf und Oberbillwärder keine Zahlen vor, aber der u.a. für Sande geltende Satz für den „Wert der Beköstigung ohne Morgenkaffee“ für Hauspersonal von 35 Mark pro Tag (BZ vom 14. August 1922) gibt auf jeden Fall einen Anhaltspunkt.

BZ, 18. August 1922

Der Kutscher sollte zuverlässig sein, der Gärtner tüchtig – das waren zwei der häufig auftauchenden Adjektive, ähnlich oft hieß es „ehrlich“, bei hauswirtschaftlichem Personal war „sauber“ eine wichtige Eigenschaft. Wenn ein „besseres Mädchen“ gesucht wurde, war das nicht als Vergleich zur vorigen Stellungsinhaberin gedacht, sondern hieß, dass das Mädchen die Gepflogenheiten und ihre Tätigkeiten in einem Haushalt feiner Leute kannte und sich entsprechend verhielt.

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