Tue Gutes und rede nicht nur darüber, sondern zeige es! Das war offenbar das Motto der zuständigen Landherrn, Senator Stubbe und Senator Dr. Matthaei, und so luden sie vor allem die Hamburger und auswärtigen Journalisten zu einer ganztägigen Fahrt durch die der Stadt Bergedorf benachbarten Dörfer ein, auf dass sie hierüber berichteten.
Welchen Niederschlag die Aktion in der überregionalen Presse fand, wurde nicht recherchiert. Die Bergedorfer Zeitung, deren Redakteur Hanns Lotz an der Fahrt teilgenommen hatte, stellte für ihren Bericht fast eine ganze Zeitungsseite zur Verfügung. Ansonsten war die BZ gegenüber den Sozialdemokraten ja höchst kritisch, aber hier bejubelte sie die vom SPD-dominierten Senat verantworteten Errungenschaften, und das waren nicht wenige.
Der Artikel ist zu ausführlich, um ihn hier wiedergeben zu können – man kann ihn unter dem Link zum Artikel vom 5. August 1922 selbst lesen. Im Zentrum standen die von Senator Stubbe genannten Ziele: „schnelle Besiedlung, Verbesserung der … im allgemeinen recht schlechten Verkehrswege, Steigerung der [Agrar-]Produktion“ in den Vierlanden und den Marschlanden. So wurden die neuen Siedlungen Bojewiese, Nettelnburg und Riepenburg besichtigt, ebenso das staatliche Versuchsfeld für Gemüsebau in Fünfhausen und eine Muster-Gärtnerei, gepflasterte Deiche und vieles mehr. Der einzig kritische Ton kam offenbar vom Kirchwärder Gemeindevorsitzenden Heinrich Grube, der bemängelte, dass der Kirchwärder Elbdeich immer noch nicht gepflastert worden war – dafür machte er allerdings die Finanzbehörde verantwortlich und nicht die Landherrenschaft.
Die meisten und längsten Strecken der Tagesreise wurden per Bahn zurückgelegt, auch auf der zwischen Geesthacht und Fünfhausen verkehrenden Hamburger Marschbahn – dass die Strecke ohne Anbindung an Hamburg nicht besonders sinnvoll war, fand im Artikel keine Erwähnung.
Von einem Vortrag des Oberbaurats Osterath über die durchgeführten, begonnenen und geplanten Infrastrukturmaßnahmen war der Bergedorfer Journalist so angetan, dass er sich das Manuskript geben ließ und es in weiteren detailreichen Artikeln verarbeitete, auf die hier nur per Link verwiesen werden kann: Bergedorfer Zeitung vom 7. August, vom 8. August, vom 9. August,vom 10. August und vom 12. August 1922.