Sie waren schon schön, die Schuhe von 1912 – die Werbetrommel für die neuen Modelle wurde auch kräftig gerührt. Die Anzeige hier ist eine der größten und aufwändigsten der über 50 Schuhwaren-Inserate, die 1912 allein von Bergedorfer Einzelhändlern ins Blatt gesetzt wurden; weitere Schuh-Annoncen wurden aus Sande in Auftrag gegeben.
Obwohl die Preise, die 1913 nahezu unverändert blieben, maßvoll erscheinen, so muss doch angemerkt werden, dass sich nicht alle Menschen diese Art von Fußbekleidung leisten konnten: auch Holzschuhe wurden angeboten, man konnte gebrauchtes Schuhwerk kaufen, und in Sande wurde es im zweiten Kriegsjahr 1915 gestattet, barfuß zur Schule zu gehen.
Zehn Jahre später, also 1922, war von Nachkriegs-Erholung kaum etwas zu merken, was auch die Zeitung schmerzhaft zu spüren bekam: der Anzeigenteil schrumpfte erheblich. Das Warenhaus Biebler schaltete im zweiten Halbjahr nicht eine einzige Schuh-Anzeige (1912 waren es acht gewesen), Gebr. Behr gerade eine (1912: 14), und 1922 nannte nur ein ländlicher Einzelhändler, das Kaufhaus Hermann Kröger in Kirchwärder, Preise:
Auch wenn nicht sicher ist, ob die im Oktober angebotenen Schuhwaren mit denen des Dezembers identisch waren: der Begriff „Inflation“ bedarf hiernach keiner Erklärung mehr.