Doping für die Schweine?

BZ, 29. Oktober 1921

Keine Angst: es ging nicht um Anabolika und dergleichen, sondern um eine Futterbeigabe, die auch heute nicht in einer Doping-Liste erscheinen würden: Futterkalk.

Es macht die Sau nicht unbedingt fett, aber es hilft ihr bei Wachstum und Mästung, wenn sie ausgewogen ernährt wird. Eine der häufigen Mangelerscheinungen wollte Josef Heller mit seinem Futterkalk beseitigen, und geht man nach dem Bildchen, war das Schwein ganz versessen auf dieses Beifutter.

BZ, 11. Oktober 1922

BZ, 12. November 1922

Ein anderes Schwein leckte sich die Schnauze nach einer wohl ähnlichen Flüssigkeit, ein weiteres betätigte sich als Fahnenträger für das von ihm bzw. seinem Halter bevorzugte Produkt. Beide Produkte – wie auch andere, für die in der BZ geworben wurde – sollten Knochenweiche verhindern bzw. bekämpfen. Doch dauernde Überdosen Kalk fördern nicht die Knochenbildung, sondern beeinträchtigen sie, sofern nicht ausreichend verwertbarer Phosphor vorhanden ist, wie es in einem aktuellen Leitfaden Schweinehaltung heißt. Immerhin: zwei  Anbieter nannten „phosphorsauren Futterkalk“ als Bestandteil ihrer Mischung („Fresau“, z.B. BZ vom 4. August und „Brockmann’s Zwerg-Marke“, z.B. BZ vom 23. September 1922), und ähnlich wird es bei den anderen gewesen sein.

Dankenswerterweise inserierte der „Sowa“-Hersteller mit Preisen; je nach Gebindegröße kostete seine Futterbeigabe zwischen 1,75 und 16,50 Mark (BZ vom 12. Dezember 1920). Zwar wurde die Menge nicht genannt, doch offenkundig zielte er nicht auf professionelle Landwirte, sondern auf Menschen, die sich ein oder zwei Schweine zur Aufbesserung des Speisezettels hielten und nur kleine Mengen benötigten. Ein Jahr später war der Preis auf 3,- bis 28,- Mark gestiegen (BZ vom 24. Dezember 1921), doch dann schlug die Inflation richtig zu: im Oktober 1922 verlangte er 25,- bis 225,- Mark. Seine weiteren Anzeigen erschienen ohne Preisangabe …

Übrigens: der angeführte Leitfaden Schweinehaltung (S. 72) empfiehlt heute Monocalciumphosphat und mikrobielle Phytase (zur besseren Phosphorverwertung) als Zusatzstoffe, weist aber darauf hin, dass in ökologisch wirtschaftenden Betrieben der Zusatz von Phytase nicht zulässig ist. Also doch Doping?

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