Das vorsichtige Dienstmädchen

Bergedorfer Zeitung, 7. Oktober 1921

Auch vor hundert Jahren konnte man nicht vorsichtig genug sein, wenn Menschen in angeblich offizieller Funktion an der Tür klingeln – das Dienstmädchen eines Villenhaushalts in der Roonstraße war jedenfalls hellwach: es ließ die Männer nicht in die Wohnung, sondern versicherte sich telefonisch beim Gaswerk, das ihr mitteilte, dass keine Kontrolleure unterwegs seien. Die beiden Männer hatten zwischenzeitlich das Weite gesucht, was ein Indiz für unredliche Absichten sein konnte. Da aber die BZ eine recht präzise Täterbeschreibung druckte, bestand Aussicht, dass ihnen keine Opfer in die Hände fielen: man sollte die beschriebenen Männer der Polizei melden.

Bergedorfer Zeitung, 8. Oktober 1921

Doch das Lob des Dienstmädchens kassierte die BZ am nächsten Tag wieder ein: es habe aus Überängstlichkeit und Nervosität gehandelt: die Männer waren Mitarbeiter des Elektrizitätswerks, einer davon sogar „wohlbestallt“ als Zählerrevisor, und ihr Besuch galt dem Strom-, nicht dem Gaszähler.

Der Tipp der BZ gilt auch heute noch: man lasse sich die Legitimation der Einlassbegehrenden zeigen. Das allerdings schützt nicht vor gefälschten Dienstausweisen.

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