Nicht nur um die Arbeiterlöhne der Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn gab es 1921 eine Tarifauseinandersetzung – die Preise stiegen rasant, wie z.B. aus dem Beitrag über Milch erkennbar, die Löhne blieben dahinter weit zurück.
Streiks für höhere Löhne gab es im zweiten Halbjahr bei der BGE, den Kutschern, der Holzfabrik und der Faserstoffzurichterei sowie der Stuhlrohrfabrik von Rümcker & Ude (BZ vom 7. September, 21. und 28. Oktober und 18. November); beim Bergedorfer Eisenwerk akzeptierten die Arbeiter das wohl ohne Streik zustande gekommene Schlichtungsergebnis mit großer Mehrheit – in der Betriebsversammlung gab es nur fünf Nein-Stimmen (BZ vom 4. Oktober).
Anders bei der BGE: die Arbeiter lehnten ab, worauf sich Gewerkschaften und Arbeitgeber im Schlichtungsverfahren geeinigt hatten und waren auch mit einem verbesserten Angebot der BGE-Direktion nicht einverstanden, und so kam es zum Streik. Rechtlich gesehen war das ein „wilder“ Arbeitskampf: die Betriebsleitung sah sich an das Abkommen gebunden, dem auf der Verbandsebene ja auch die Arbeitnehmerorganisation zugestimmt hatte – die Arbeiter beeindruckte das zunächst nicht.
Die Streikleitung der Bergedorfer Eisenbahner reagierte sofort, sodass am folgenden Tag ihre Stellungnahme in der BZ zu lesen war:
Der Vorwurf des „wilden“ Streiks wurde nicht als unzutreffend zurückgewiesen, aber die Kampfmaßnahme für notwendig erklärt: bisher seien Hungerlöhne gezahlt worden, offenbar schlechtere als im Handwerk und für andere Arbeiter – leider wird nur die vorgesehene Erhöhung um zunächst eine Mark pro Stunde genannt, aber nicht die absolute Lohnhöhe der Bahnarbeiter.
Man traf sich schließlich wieder am Verhandlungstisch, wohl auf noch höherer Ebene in Berlin. Ein Ergebnis meldete die BZ nicht – im Anzeigenteil verkündete die BGE einen harten Kurs mit fristloser Kündigung bei Fortsetzung des Streiks. Ob wegen der Drohung oder wegen Nachbesserungen bei der Lohnerhöhung ist unbekannt, aber der Streik ging schnell zu Ende: am 15. Oktober war zu lesen, dass „der Betrieb in vollem Umfange wieder aufgenommen werden konnte.“
Andere Streiks in Bergedorf dauerten vermutlich länger: der Arbeitskampf bei der Faserstoffzurichterei hatte Ende Oktober begonnen – die Tarifeinigung wurde erst einen Monat später erreicht. Der Stundenlohn dort stieg dort für Arbeiter auf 9,75 Mark, für Arbeiterinnen auf 5,50 Mark (BZ vom 2. Dezember). Welche Laufzeit dieser Tarifvertrag hatte wurde nicht angegeben – der beim Eisenwerk sollte bis Jahresende gelten, konnte aber zum 15. November gekündigt werden, wenn eine „merkliche Verteuerung des Lebensunterhalts“ eintreten sollte.