Hermann Distels Kriegergedächtnismal für Kirchwärder

Bergedorfer Zeitung, 26. September 1921

Die Denkmal-Weihe in Kirchwärder war sicher für lange Zeit das größte Ereignis im Dorfe: mehr als die Hälfte der Einwohner nahm an der Feier teil. Pastor Graus Rede war weit mehr als Gedenken an die Gefallenen und Zuspruch für die Hinterbliebenen, sie war durchaus politisch.

Mit Kirchwärder hatte nun auch die letzte der Vierländer Gemeinden nach dem Kriege ein Denkmal errichtet (in Bergedorf sollte es noch länger dauern), aber es war auch das aufwändigste, dessen Kosten bereits ein Jahr zuvor auf 50.000 Mark geschätzt worden waren (BZ vom 23. September 1920). Ob die Gestaltung wirklich „im hamburgischen Staatsgebiet erstmalig“ war, muss zumindest in Frage gestellt werden, denn die bescheidenere Altengammer Anlage von 1920 weist mit einem ebenfalls nach innen gewendeten Raum Ähnlichkeiten auf. Der Entwurf des Bergedorfer Architekten Hermann Distel für Kirchwärder bezieht aber explizit die umgebende Landschaft mit ein, wie aus der Abbildung unten hervorgeht.

Entwurf des Denkmals, Ansichtskarte von ca. 1921

Die Grundstruktur der Distelschen Anlage blieb bis heute erhalten, obwohl das Denkmal durch Hinzufügung weiterer Tafeln mit den Namen der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs verändert wurde – die ursprüngliche Inschrift auf der Steinsäule lautete: „Aus der Kirchengemeinde Kirchwärder nahmen 1352 Männer am Weltkriege teil. 236 ließen ihr Leben für Heimat und Vaterland.“  Dieser Text wurde nach 1945 ersetzt durch: „Die Gemeinde Kirchwerder ihren Opfern beider Weltkriege“ (nach Online-Link Kerstin Klingel, S. 95).

Das im Artikel abschließend genannte Ehrenbuch liegt auch heute noch in der Kirche aus. Es ist in einem sehr guten Zustand, im Gegensatz zu den teilweise stark verwitterten Sandsteintafeln des Denkmals.

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