Er war vom ersten Tag an der Chef gewesen: Carl Duttenhofer war als Generaldirektor der Pulverfabrik Düneberg der Verantwortliche für ihren Aufbau und ihren Aufstieg gewesen, machte Geschäfte mit dem Tod. Er erlebte die Stilllegung des Werks nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und schließlich die Umstellung auf „Friedensproduktion“. Nun ging er.
Die BZ war voll des Lobes über ihn, der übrigens in Bergedorf (Wentorfer Straße 66, siehe Adressbuch für die Landherrenschaft Bergedorf 1896) gewohnt hatte: ein wohlwollender, hilfsbereiter Herr, der jeden anhörte und bei dem jeder Unterstützung fand. Das allerdings war nur ein Teil der Wahrheit.
Im Sinne des Artikels kann man positiv sagen, dass im Raum Geesthacht durch die Pulverfabrik direkt und indirekt tausende Arbeitsplätze entstanden (die dann nach Kriegsende größtenteils wegfielen), und dass das Werk beträchtliche Summen für das Wohlergehen der Beschäftigten einsetzte: zum Beispiel konnten die Arbeiterinnen und Arbeiter der Pulverfabrik in den Kriegsjahren Extrarationen zu reduzierten Preisen in der firmeneigenen Konsumanstalt einkaufen (siehe den Beitrag zur Sonderversorgung der Industrie). Ein bei Gruber (S. 43-45) wiedergegebener Bericht der Fabrik über die geschaffenen Wohlfahrtseinrichtungen führt u.a. die Arbeitersiedlungen, „Speiseanstalten“, die Wasch- und Baderäume, die Gestellung von Arbeitskleidung und Fahrgeldvergütung als Leistungen an. All das klingt positiv und wohlwollend-hilfsbereit, aber es lag sicher ebenso im Interesse der Werksleitung, um eine möglichst reibungslose Produktion zu sichern. Diesem Zweck dürften, wenn auch weniger direkt, weitere Einrichtungen wie eine dreiklassige Schule, eine Kinderkrippe, Gottesdiensträume für die evangelische und die katholische Kirche sowie verschiedene Spenden gedient haben.
Andererseits: die Arbeit war gesundheitsschädlich und gefährlich; 1917 zahlte die Firma 160.619,50 Mark als Ausgleich an „in unverschuldeter Weise durch Betriebsunfall arbeitsunfähig“ gewordene Arbeiterinnen und Arbeiter (Gruber, S. 45), und auch tödliche Unfälle passierten (siehe den Beitrag Betriebsstörungen und tödliche Unfälle, auch Gruber, S. 30), über deren Zahl wegen der Zensur nur wenig in Erfahrung zu bringen war.
Nach einer biographischen Notiz zu Carl Duttenhofer auf den Internetseiten der Stadt Geesthacht war er ein „Sozialistenfresser“, der den Arbeitern verbot, Butterbrote in die Fabrik zu bringen, wenn sie in eine sozialdemokratische Zeitung eingeschlagen waren. Das entspricht durchaus dem Klischeebild eines patriarchalischen Industriellen des 19. Jahrhunderts.
Auf der eben angeführten Internetseite heißt es auch, dass eine Büste Duttenhofers „heute an der Ecke Düneberger Straße/Am Moor“ steht. Sie stand ursprünglich vor dem Verwaltungsgebäude der Pulverfabrik in der heutigen Lichterfelder Straße, und dort befindet sich noch der Sockel mit Inschrift und den beiden umrahmenden Sitzbänken. Die Büste (ein Werk Prof. Lederers, BZ vom 31. Mai 1921) selbst wurde allerdings bereits vor einem Jahrzehnt gestohlen, wie die Bergedorfer Zeitung am 7. Dezember 2010 meldete.
Vielleicht spricht sich das ja auch bis in die Internetredaktion des Geesthachter Rathauses herum und führt zu einer Textänderung. Bei der Gelegenheit könnten auch die dort genannten Lebensdaten Carl Duttenhofers korrigiert werden: er lebte nicht 1872-1921, sondern von 1849 bis 1921, sonst wäre er ja als Fünfjähriger Generaldirektor geworden. Das (unerklärliche) Datum 1872 ist übrigens auch auf dem Büstensockel eingemeißelt, aber das wird wohl so bleiben.