Von Fischkörben und -dieben

Bergedorfer Zeitung, 29. November 1920

Karl Holster aus Kirchwärder-Howe wehrte sich per Annonce dagegen, dass sein Kahn ohne seine Genehmigung „zum Hamstern oder zu sonstigen Zwecken“ ausgeliehen wurde, denn er befürchtete „polizeiliche Unannehmlichkeiten“.

Bergedorfer Zeitung, 27. November 1920

Wahrscheinlich muss man Holsters Annonce im Zusammenhang mit der Meldung vom vorangegangenen Sonnabend lesen: ein kleines Stück stromab von der Howe waren mehrfach in der Elbe aufgestellte Fischkörbe „ihres Inhalts beraubt“ worden, woraufhin die Fischkorb-Eigner eine Nachtwache aufstellten, der es gelang, die Übeltäter, die „in einem Kahn angefahren kamen“, zu erwischen.

Es ist nicht sicher, ob die Gebrüder E. den Holsterschen Kahn benutzt hatten, aber es spricht einiges dafür – jedenfalls sah er sich zu der oben wiedergegebenen Mahnung veranlasst. Er hätte natürlich auch sein Boot gegen Fremdnutzer sichern können: das war während der Kriegsjahre sogar vorgeschrieben, wie im Beitrag über den Schleichhandel zu Wasser geschildert wurde.

Es wurde also Elbfischerei betrieben, was sogar Diebe anzog. Welche Fische damals in den Fischkörben landeten, ist nicht bekannt. Die fischreiche Elbe hatte jedenfalls schon einiges an Arten eingebüßt, wie Ernst Finder in seiner ausführlichen historischen Schilderung der Elbfischerei in den Vierlanden (S. 181-186) vor knapp einhundert Jahren (1922) schrieb: „Jetzt wird der Stör, der wie der Lachs den verschmutzten Hamburger Hafen meidet und auch nur vereinzelt noch die Süderelbe stromauf zieht, selten gefangen.“ Stör und Lachs verschwanden in den folgenden Jahrzehnten vollends. Ob die aktuellen Programme zur Wiederansiedlung trotz zeitweiliger Sperrung der Fischtreppe bei Geesthacht (im Jahr 2020) erfolgreich sein werden, muss sich zeigen.

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