Die Sperrung einer Fußgängerbrücke über die Gleise der Staatsbahn im Zentrum Bergedorfs war für den Leserbriefschreiber „So.“ eine Folge der Revolution, was doch ein wenig überrascht: könnte es nicht an unterbliebener Unterhaltung der Brücke während der Kriegsjahre gelegen haben?
Das Thema Bahnübergänge bewegte aber auf jeden Fall die Bergedorfer, denn die Schranken der Staatsbahn, die vor hundert Jahren ebenerdig durch Bergedorf fuhr, waren häufig geschlossen, was natürlich zu Verkehrsstaus führte. Fußgängern ging es besser: am Übergang Holstenstraße nordöstlich des Bahnhofs gab es für sie einen Tunnel (auf der Karte 1904 erkennbar), sodass man verzögerungsfrei von Bergedorf nach Sande und auch zurück kam. Am Bahnübergang Kampstraße/Kampchaussee südöstlich des Bahnhofs, also am Hauptweg zum bzw. vom Industriegebiet an der Kampchaussee (heute Kurt-A.-Körber-Chaussee) konnten Fußgänger eine Brücke über die Strecke nutzen, doch diese war wegen Baufälligkeit seit vielen Wochen gesperrt, und so blieb nur das lange Warten an der Schranke. Ob der Schrankenwärter die Schranken hätte häufiger öffnen dürfen, ist nicht zu klären.
Den Sprechsaal-Autor störte aber nicht nur der Zeitverlust, er machte auch Gesundheitsgründe geltend und verwies auf das „große Kinderelend“ und darauf, dass es „auch hier in Bergedorf … nicht an Lungenkranken“ fehle. Dieser Hinweis auf Lungenkranke war vielleicht allgemeiner Natur, aber bezogen auf diesen Ort von besonderer Relevanz, denn am Anfang der Kampchaussee, also ganz in der Nähe, lagen die Kap-Asbest-Werke mit ihrer lungenschädigenden Produktion.
Die Bahn ließ sich mit der Entscheidung, ob es eine Reparatur der Brücke geben würde, jedenfalls Zeit, wie aus diesem Auszug aus einer Sitzung von Magistrat und Bürgervertretung hervorgeht.