Museen sind eigentlich ziemlich ortsfeste Einrichtungen – nicht so in Bergedorf, wo die „Heimatsammlung“ fast sechzig Jahre lang ihre Heimat suchte und von Notbehelf zu Notbehelf zog.
Begonnen hatte alles 1893: damals veranstaltete der Bergedorfer Bürgerverein im Portici eine „kulturhistorische Ausstellung für Bergedorf und Umgegend“. Die Ausstellung mit etwa 1200 Objekten bestand aus Leihgaben, und daraus entwickelte sich die „Heimatsammlung“ des Vereins, aus der das Bergedorfer Museum hervorging. Diese Jahrzehnte dauernde Entwicklung wird detailliert geschildert in der von Olaf Matthes herausgegebenen Aufsatzsammlung Vom Portici zum Schloß. Die Geschichte des Museums für Bergedorf und die Vierlande, auf die auch im folgenden Bezug genommen wird. Dort ist angegeben, dass die Sammlung noch im Jahr 1893 ihr Quartier in einem „Nebenraum“ der Mädchenschule Brauerstraße erhielt. 1901 kamen zwei Räume hinzu – doch schon 1902 mussten alle Räume aufgegeben und die Gegenstände auf dem Dachboden des rückwärtigen Anbaus eingelagert werden, wo sich Motten und Holzwürmer über die Objekte hermachten. Ende 1915 gab es eine deutliche Verbesserung: das zweite Obergeschoss des Stadthauses, der ehemaligen Hansaschule, wurde von der Stadt unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Dort konnte die Ausstellung wieder aufgebaut und in bescheidenem Maße zugänglich gemacht werden (BZ vom 7. Oktober 1915), aber nur für wenige Jahre, denn Bergedorfs neuer Magistrat des Jahres 1919 war dem Projekt der bürgerlichen Geschichtspräsentation nicht wohlgesonnen: zunächst reklamierte er zwei der Sammlungsräume für sich, und im November 1919 verfügte er, dass das neuerrichtete Finanzamt die gesamte Etage übernehmen sollte (BZ vom 18. Dezember 1919) – das Museum zog auf den nächsten Dachboden in der Birkenhainschule, Ausstellung unmöglich.
Unterstützung fand der Bürgerverein dann beim Hamburger Senat, der ihm das Obergeschoss des Gasthofs Stadt Hamburg überließ, wie es im Artikel heißt, aber die Stadt Bergedorf mit der treuhänderischen Verwaltung beauftragte – und letzteres sorgte für jahrelange Konflikte von Magistrat und Verein.
„Bereits Anfang nächsten Jahres“, also 1921, sollte laut BZ die Besichtigung wieder möglich sein – aber es zog sich hin: im März wurden erste Räume übergeben, weitere im Laufe des Jahres, doch ein Teil der Exponate blieb auf dem Dachboden am Birkenhain, kam zu Privatpersonen oder in die Kellerräume der Bergedorfer Bank.
Die Wanderung ging weiter: von „Stadt Hamburg“ ins Schloss, vom Schloss wieder zurück in den historischen Gasthof zur Einlagerung. Der jetzige Standort ist erstaunlicherweise seit über siebzig Jahren unverändert: das Bergedorfer Schloss.