Sechs Verletzte forderte eine Explosion in der ehemaligen Dynamitfabrik in Krümmel, aber was dazu geführt hatte, schrieb die BZ nicht – die Formulierung „ein Rest der bei der letzten großen Explosion übriggebliebene Explosivstoffe“ lässt vermuten, dass mehrere „große“ und vermutlich auch kleinere Unglücke passiert waren.
Während des Krieges waren Meldungen über Unfälle in Rüstungsbetrieben sicher der Zensur zum Opfer gefallen, wenn sie nicht Auswirkungen auf die Umgebung hatten und nicht zu verheimlichen waren (siehe die Beiträge Explosion in Sander Fabrik und Betriebsstörungen und tödliche Unfälle in der Pulverfabrik), aber der Krieg war vor eineinhalb Jahren zu Ende gegangen, die Zensur war abgeschafft und Munition wurde nicht mehr hergestellt.
In der BZ war allerdings nur ein einziger weiterer Bericht zu so einem Vorfall erschienen, der sich im Mai 1920 ereignet hatte: ein heftiges Gewitter hatte sich über dem Raum östlich Hamburgs entladen und ergossen, und in Sande, Bergedorf und Geesthacht war es zu Überflutungen von Straßen und Häusern gekommen, doch es hatte „keine nennenswerten Schäden“ gegeben – anders in Krümmel.
Der Blitzeinschlag in der „Rohmaschenpresse“ (gemeint war sicher die Rohmassenpresse) ließ die Sprengstoffe, die dort „noch“ gelagert waren, also wohl noch aus der Kriegszeit stammten, in die Luft fliegen, was nicht nur in der Fabrik „viele Millionen Mark“ Schaden verursachte, sondern auch die Dörfer Krümmel und Tesperhude schwer traf und „viele Personen“ verletzte. Sogar in Geesthacht und Dörfern auf der gegenüberliegenden Elbseite waren Gebäudeschäden zu verzeichnen.
Zumindest theoretisch kann es sein, dass die geschilderten Explosionen nicht im Zusammenhang mit der Kriegsproduktion und Resten derselben standen: nach einer Angabe bei Industriemuseum Geesthacht begann in Krümmel 1920 die „Aufnahme der Sprengstofffabrikation für den zivilen Bedarf (Sicherheitssprengstoffe)“. Aber auch das war gefährlich, wie die Berichte zeigen.