Nachdem im Vorjahr ein ambitioniertes Projekt zum Bau von 66 Wohnungen gescheitert war (siehe den Beitrag Der verzögerte Kleinwohnungsbau an der Brunnenstraße), war die Stadt Bergedorf nun bescheidener: der Bau von 12 Wohnungen wurde ausgeschrieben – aber unumstritten war das Vorhaben nicht.
Die Häuser sollten am Grasweg (heute: Grasredder) errichtet werden, auf einem Teil des der Stadt gehörenden Grundstücks, das in der BZ nach dem Vorbesitzer als „Bruntscher Park“ bezeichnet wurde – es wird sich um das auf der Karte 1904 eingezeichnete Flurstück Nr. 260 (eventuell mit den unbebauten Nachbargrundstücken) zwischen Grasweg und Brauerstraße gehandelt haben. Geplant waren drei Doppelhäuser mit jeweils vier Dreizimmerwohnungen plus Küche und 150 qm Gartenfläche; die Jahresmiete sollte 750 Mark betragen (BZ vom 9. und 11. September) und damit auch für Bezieher kleinerer Einkommen erschwinglich sein.
Das gefiel dem Bergedorfer Architekten Bruno Wieck gar nicht: er befürchtete, dass durch „Etagenhäuser“ und ihre Bewohner das „Landhausviertel“, d.h. das Villengebiet, entwertet, ja zerstört würde: er wollte das Viertel für „Hamburger Kaufleute, Bergedorfs beste Steuerzahler“ reservieren und eben mit „Landhäusern“, sprich Villen, bebauen, was ihm, der eindeutig pro domo sprach, sicher Aufträge verschafft hätte. Die Stadt solle den Bruntschen Park zu den erwartbar hohen Grundstückspreisen verkaufen und mit den Erlösen an anderer Stelle mehr als zwölf Kleinwohnungen für Nicht-Kaufleute bauen, die ja sowieso nicht in das Villenviertel passten.
Es wurde zwar nicht ausgesprochen, aber man kann davon ausgehen, dass die reformorientierten Kräfte in Magistrat und Bürgervertretung ein Signal setzen wollten, nämlich dass die feinen Leute in der feinen Gegend nicht länger unter sich bleiben sollten. Da hatte Wiecks Argumentation keine Chance.