Die Jugendherbergen in Bergedorfs Umgebung

Bergedorfer Zeitung, 23. April 1920

Kam man vor hundert Jahren mit 50 Pfennig für eine Übernachtung in einer Jugendherberge Kronshorst aus, so muss man heute ein Vielfaches davon aufbringen. Allerdings hat sich auch der Standard der Unterbringung geändert: mit einem einfachen Bettlager (was nach Strohsack klingt) auf einem Schlafboden wie in der 1920 eröffneten Einrichtung Kronshorst würden sich heute auch nur wenige zufriedengeben.

Diese Jugendherberge auf der Kronshorst hatte aber eine traumhafte Lage im heutigen Naturschutzgebiet Kiebitzbrack (Link zu einer Karte von 1880): in den umliegenden Bracks konnte man baden und so das Fehlen von Duschen leicht verschmerzen.

Bergedorfer Zeitung, 23. Februar 1920

Der Bergedorfer Ausschuss für Jugendherbergen hatte seine Arbeit im Herbst 1919 aufgenommen. Sein Ziel war, „in der näheren und weiteren Umgegend von Bergedorf geeignete Räumlichkeiten ausfindig zu machen und als Jugendherbergen … einzurichten“, wobei man sich an den Richtlinien eines Vorläufers des Deutschen Jugendherbergswerks orientieren wollte (BZ vom 8. November 1919). Nur die „gesittet wandernde Jugend“ sollte Aufnahme finden, nicht „wilde und gemischt wandernde Horden“ (BZ vom 6. Februar 1920). An dem Werbeabend beteiligten sich so unterschiedliche Verbände wie der Bergedorfer Jungmädchenbund, die Wehrloge der Guttempler, der Jugendbund der SPD und der Deutschnationale Jugendbund mit Tanzvorführungen und Chorgesang (BZ vom 28. Februar 1920).

Die erste Unterkunft hatte der „Ausschuss“ bereits im März eröffnet: im Warteraumschuppen des Bahnhofs Düneberg, den die BGE zur Verfügung gestellt hatte – nach Schließung der Pulverfabrik brauchte die Bahn ihn nicht mehr, und so wurde in ihm ein Schlafraum mit 18 Holzbetten (mit Matratzen und Wolldecken) und ein Tageswohnraum eingerichtet (BZ vom 6. Februar und 23. März 1920).

Die Finanzierung erfolgte durch Übernachtungsgelder, Spenden, Veranstaltungseinnahmen sowie kommunale Zuschüsse aus Besenhorst (BZ vom 19. April) und Bergedorf (BZ vom 5. Juni); die Neuengammer Gemeindevertretung gestattete den Jugendwanderern großherzig die „Mitbenutzung des in der Nähe der Kronshorst liegenden Spielplatzes“ (BZ vom 8. Juni 1920).

Der Jugend schienen die Angebote zuzusagen – bereits nach wenigen Wochen konnten 200 Übernachtungen vermeldet werden (BZ vom 19. Mai). Wie lange die beiden Einrichtungen bestanden, ist unbekannt; die nächstgelegenen Jugendherbergen befinden sich heute (mit um ein Vielfaches besserer Ausstattung) in Geesthacht bzw. in Hamburg an der Horner Rennbahn.

 

Dieser Beitrag wurde unter Bergedorf 1920 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert