Die Geesthachter Lichtspiele und der Kinoschund

BZ, 1. November 1919

BZ, 8. November 1919

Theodor Hellmann wird nicht erfreut gewesen sein: seine „Viktoria-Lichtspiele“ bekamen mit den „Geesthachter Lichtspielen“, Inhaber Walther Hoffmann, Konkurrenz. Beide Kinos verfügten nicht über einen eigenen Kinosaal: Hellmann zeigte seine Filme im Saal von „Stadt Hamburg“, Hoffmann im „Geesthachter Hof“. (Im Gegensatz zu Hoffmann verzichtete Hellmann auf Zeitungsannoncen.)

Nicht jeder war begeistert: in Bergedorf, Sande und vor allem Geesthacht regte sich Unmut über die Filmtheater und ihre Programme. Der Geesthachter Lehrerverein bezeichnete das Kino als „ein Grundübel unserer Zeit“ – eine ähnliche Einschätzung hatte die BZ schon 1916 abgegeben, siehe den Beitrag Wallensteins Lager und die Kientöpperei, und dabei den Kinobetreibern die Hauptschuld zugewiesen: sie würden ihre Geldbeutelinteressen über alles stellen. Von einem kapitalistischen Kino sei eben nichts anderes zu erwarten, befand 1919 der Geesthachter Lehrerverein und forderte die „Kommunalisierung des Kinos“ (BZ vom 2. Oktober). Zwar war Hellmann gutwillig und hatte in seinen Viktoria-Lichtspielen eine „Probeveranstaltung“ mit „Lichtbildern wissenschaftlichen und belehrenden Charakters“ gezeigt (BZ vom 25. September), doch befand der Lehrerverein, dass er die Vorführung „als Ganzes ohne Einschränkung ablehnen“ musste (BZ vom 2. Oktober).

Bergedorfer Zeitung, 15. November 1919

Daraufhin wurde auch der Geesthachter Elternrat aktiv und lud den „bekannten Vorkämpfer auf dem Gebiete guter Kinovorführungen“, den Lehrer Ferdinand Frohböse aus Hamburg, ein, der im Saal der Viktoria-Lichtspiele über „Das Kino als Volksbildner und Volksverderber“ referieren und dabei Beispiele „für guten und für minderwertigen Film“ zeigen wollte (BZ vom 15. November). Die Veranstaltung war nur mäßig besucht (BZ vom 18. November) und wurde wiederholt, diesmal in den Geesthachter Lichtspielen (BZ vom 20. Dezember).

Bergedorfer Zeitung, 4. November 1919

Übrigens: bei der Rückkehr von der Eröffnungsvorstellung der Geesthachter Lichtspiele musste die Familie des Inhabers eine unliebsame Feststellung machen: während der Vorstellung war in ihr Haus eingebrochen worden.

 

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