„Durchaus befriedigend“ nannte der Kreisarzt den Ernährungszustand der Kinder in Besenhorst, obwohl sechs Prozent der Kinder unter sechs Jahren und sogar 11 Prozent der Schulkinder „unzureichend“ ernährt waren – laut Zeitung „ein wider Erwarten günstiges Ergebnis nach diesen mageren Jahren“, was aber vielleicht auf eine mildere Beurteilung des Arztes „als in Friedenszeiten“ zurückzuführen sei. Die angeführten häufigsten Krankheiten können wohl zumindest partiell durch schlechte Ernährung erklärt werden.
Vergleichbare Angaben für Bergedorf und die anderen Gemeinden des Betrachtungsraums waren in der BZ nicht zu finden, aber man kann aus einer Reihe von Meldungen schließen, dass es dort mindestens genauso schlimm stand: so stellten die Elternräte der Stadtschulen fest, „daß in diesem Jahr nach Meinung der Ärzte, der Pädagogen und der Eltern der Gesundheitszustand der Kinder unter den heutigen Ernährungsverhältnissen mehr leidet als bisher“ (BZ vom 30. Mai 1919).
Immerhin: in Bergedorf gab es seit 1917 ein „warmes Schulfrühstück“ (ein halber Liter Suppe zu 10 Pfg., BZ vom 15. Mai 1917), und trotz der Klagen über Zusammensetzung und Qualität (BZ vom 22. und 30. Mai 1919) nahmen 800 Kinder dieses Angebot, das die Stadt mit 120.000 Mark bezuschusste, in Anspruch (BZ vom 22. und 23. Mai 1919). Ob die Zahl zurückging, als der Preis für die nicht-bedürftigen Kinder auf 25 Pfg. erhöht wurde (BZ vom 30. Mai 1919), ist nicht bekannt, aber zu vermuten.
Wie unzureichend die regulären Rationen waren, ging aus einem Bericht über die 217 in Erholungsheime verschickten Kinder hervor, wonach zu den Bergedorfer Rationen und den Lebensmitteln, die die Heime stellten, pro Woche und Kind 500g Mühlenprodukte, 175g Zucker, und 40g Margarine aus Bergedorf hinzukamen (BZ vom 7. August 1919). Das war dann vielleicht „durchaus befriedigend“.