Mit Kegelkugeln auf Eierjagd

BZ, 13. Juni 1919

60 Eier erhielt der beste Kegler, 45 für den zweitbesten gab es bei diesem Turnier, und die ausgelobten Preise waren offenbar attraktiv, denn in den folgenden Wochen gab es zahlreiche Nachahmer in den Vierlanden, aber auch in Sande und Bergedorf (Anzeigen in der BZ vom 20. und 26. Juni, 4., 8., 10., 12. und 23. Juli). Meistens bestand der Siegespreis aus 50 oder 60 Eiern, und meist konnte sich der Gewinner des Trostpreises über zehn Eier freuen, in einem Fall gab es nur ein einziges Ei (BZ vom 10. Juli), aber immerhin …

Man kann unschwer erkennen, dass die Zeit der Zwangsbewirtschaftung von Eiern (siehe hierzu den Beitrag Neue Eierablieferungsauflagen) vorüber war; sie war zwar im Februar noch bekräftigt und in Bergedorf das Ablieferungssoll erhöht worden (BZ vom 3. und 13. Februar), doch dann durch eine Verordnung des Reichsernährungsministers vom 21. März aufgehoben worden (BZ vom 2. April).

BZ, 8. Juli 1919

Die Höchstpreise blieben allerdings in Kraft, wenn auch nur auf dem Papier: hatten Eier vorher im Schleichhandel 1,10 bis 1,20 Mark gekostet, so musste man nun im Laden 1,30 Mark zahlen, sogar 1,60 Mark pro Ei wurde gefordert (BZ vom 4. und 16. April). Da bei zwei Preiskegel-Veranstaltungen Geld zu gewinnen war (70 bzw. 80 Mark, siehe BZ vom 8. und 12. Juli), kann man schlussfolgern, dass der Wert eines Eis deutlich über einer Mark lag.

Das bereitete Probleme: der „Ausschuß für Sammel- u. Helferdienst des Kreises Stormarn“ appellierte an die Hühnerhalter, ihre Eier an in den Schulen (also auch in Sande) eingerichtete Eiersammelstellen zu verkaufen, für 50 Pfennig pro Stück zuzüglich 5 Pfennig Sammellohn für die Kinder: wegen der „unerschwinglichen Preise“ auf dem freien Markt sei sonst die Belieferung von „Kranken, Kindern und Unbemittelten“ nicht möglich (BZ vom 8. und 20. Mai). Die Preisentwicklung bot der Bergedorfer SPD Anlass, generell vor den Marktmechanismen zu warnen (BZ vom 20. Mai).

Die Lage entspannte sich nicht: aus Altengamme wurde gemeldet, dass die Gemeindeschwester „ermächtigt ist, die von der Gemeindevertretung für Kranke gesammelten Eier zu vermitteln und wolle man sich dieserhalb mit ihr in Verbindung setzen“ (BZ vom 9. September). Weitere zwei Monate später machte die Landherrenschaft bekannt, dass sie für Kranke zwei „konservierte Auslandseier“ beschafft hatte: Kleinverkaufspreis 1,50 Mark pro Stück.

 

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