Die Hasse-Gesellschaft E.V. war vor, im und nach dem Krieg der wichtigste und beständigste Veranstalter von Konzerten in Bergedorf (siehe die Beiträge Hassgesänge des Hasse-Chors und Das Chor- und Vereinsleben), teils mit Musikern aus Hamburg, teils mit dem eigenen Chor.
Eine nähere Betrachtung aus diesem Bericht über die Mitgliederversammlung der Gesellschaft verdient allein der folgende Satz: „Dank der von der Stadtverwaltung bereitgestellten Mittel war es möglich, drei dieser Konzerte zu mäßigen Eintrittspreisen der minderbemittelten Bevölkerung zugänglich zu machen.“
Das erste so bezeichnete Volkskonzert hatte am 15. Dezember 1918 stattgefunden; es war eine Wiederholung des zwei Tage zuvor gegebenen Weihnachtskonzerts, und die Preise unterschieden sich sehr: bei dem Weihnachtskonzert kosteten Karten für die besten Plätze drei Mark – beim Volkskonzert gab es freie Platzwahl für 50 Pfennig, Garderobe jeweils inbegriffen. Zum Osterkonzert 1919 waren die regulären Preise auf bis zu 3,50 Mark gestiegen, für das Volkskonzert mit identischem Programm (Hasse, Händel) auf einheitlich 1,20 Mark (BZ vom 29. März 1919). Die Stadt Bergedorf betrieb also Kulturförderung, indem sie über subventionierte Konzerte auch Menschen mit geringerem Einkommen den Besuch ermöglichte. Das ist eigentlich löblich.
Die Volkskonzerte waren aber ursprünglich als Genossenkonzerte geplant, wie aus der nebenstehenden Anzeige hervorgeht: nur wer das Mitgliedsbuch der SPD oder einer der im Kartell verbundenen Gewerkschaften vorweisen konnte, sollte eine Karte erwerben dürfen – es spricht einiges für die Vermutung, dass der SPD-Ratmann Wilhelm Wiesner dies für die Seinen vermittelt und im Gegenzug den Zuschuss aus der Stadtkasse besorgt hatte.
Die Privilegierung der bis dahin Unterprivilegierten brachte dann aber Bergedorf in Wallung; es gab offenbar heftige Proteste gegen diesen Genossenfilz, und es gab ein Einlenken: im Bericht über das (reguläre bürgerliche) Weihnachtskonzert hieß es am Ende, dass das Volks-Weihnachtskonzert nun doch allen Interessenten offen stünde (BZ vom 14. Dezember 1918). Ob die Korrektur auf die Proteste zurückzuführen war oder am unbefriedigenden Kartenvorkauf lag, ist nicht zu klären – jedenfalls war bei der ersten Aufführung die Aula der Stadtschulen (heute Hasse-Aula) „bis auf den letzten Platz gefüllt“, das Volkskonzert lediglich „gut besucht“ (BZ vom 14. und 16. Dezember 1918).