Wer gedacht hatte, dass nach der Wahl zur Nationalversammlung am 19. Januar alles in geordneten Bahnen verlaufen würde, sah sich getäuscht: über Hamburg wurde am 22. Januar nach heftigen Unruhen der Belagerungszustand verhängt, nachdem – so die Bergedorfer Zeitung – von Spartakisten aufgehetzte Arbeitslose das Gewerkschaftshaus gestürmt, sich mit Sicherheitsmannschaften des Soldatenrats Schießereien geliefert, diese zum Teil entwaffnet und Polizeiwachen besetzt hatten.
Der Belagerungszustand galt offenbar nur für die Stadt Hamburg, denn in Bergedorf ging das Leben weiter: die BZ sang (im Ausschnitt oben stark gekürzt wiedergegeben) geradezu euphorisch ein Loblied auf das Bandler-Quartett, dessen Konzert wie geplant am 22. Januar, Beginn 7½ Uhr, stattgefunden hatte. Doch verzeichnete das Blatt „auch hier eine starke Rückwirkung“ der Hamburger Ereignisse: die Alarmsirene der Feuerwehr wurde ausgelöst – von wem und warum auch immer, jedenfalls wurden die Sicherheitsmänner des Arbeiter- und Soldatenrats Bergedorf-Sande aktiv und besetzten den Bahnhof. Ob deshalb, ob trotzdem, ob unabhängig davon: „Zu irgend welchen Zwischenfällen ist es jedoch nirgendwo in unserer Stadt gekommen.“ Alles andere hätte auch überrascht.